Schmidt's Girls School: Fakten statt Fanatismus

von Manfred Rütten

Donnerstag, 31.05.2018

Die Al Aqsa-Moschee in Jerusalem
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Die goldene Kuppel der Al Aqsa-Moschee in Jerusalem ist weithin zu sehen und eines der Wahrzeichen der Stadt.

Die deutsche Schmidt-Schule in Ost-Jerusalem unterrichtet 500 christliche und muslimische Mädchen. Gemeinsam lernen sie nicht nur englisch, arabisch und hebräisch, sondern auch etwas über die Geschichte ihrer Stadt - und über sich selbst.

Zu den verschiedenen Schulprojekten gehört, dass der Geschichtsunterricht in der 10. Klasse auf Deutsch erteilt wird. Dann geht der Wuppertaler Theologe und Archäologe Prof. Dr. Dieter Vieweger mit den Mädchen durch die Jerusalemer Altstadt, um ihnen die wechselvolle Geschichte der Stadt nahe zu bringen. Dabei stellt er häufig fest, "dass diese Schülerinnen noch nicht in den anderen Vierteln waren. Also Muslime, die nie im christlichen Viertel waren, im jüdischen sowieso nicht. Die haben da Schranken im Kopf: »Die wollen uns da nicht« und »Da dürfen wir nicht hin«. Und wir gehen dann an die Westmauer; mit diesen Mädchen in der Schuluniform der Schmidt-Schule."

Bei ihren Rundgängen durch Jerusalem lernen die Mädchen, dass die heutige Aufteilung der Stadt nichts mit den jeweiligen Religionen zu tun hat. Dafür aber viel mit den Machtverhältnissen und mit politisch motivierten Besitzansprüchen. Viele der Mädchen sind erstaunt, wenn Dieter Vieweger ihnen erzählt, dass ein und dasselbe Viertel im Laufe der Geschichte schon durch viele Hände gegangen ist: "Und sie zücken auch mal schnell das Handy und sagen: »Du Vater, das kann doch nicht sein, dass die Juden hier je gewesen sind«. Und der Vater schimpft dann auch mal, und er ruft dann auch mal beim Direktor an und sagt: »Wenn ihr weiter solche Lügen erzählt, dann nehm´ ich mein Kind aus der Schule«. Es ist noch keines abgemeldet worden (…) die Argumente sind einfach erdrückend.

Diese historischen Fakten und Argumente geben die Schülerinnen anschließend weiter an ihre Mitschülerinnen. Zum Unterrichtsprojekt gehört außerdem, dass sie jeweils auch ihre eigenen Familien durch die Stadt führen und ihnen erklären, was sie gelernt haben. So kann Verständnis und Verständigung auch über die Schulgrenzen hinaus wachsen und das friedliche Miteinander der Menschen in Jerusalem fördern.

Dieter Vieweger, der neben seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen deutschen Universitäten schon seit vielen Jahren auch in Jerusalem Zuhause ist, sagt über das Projekt der Schmidt-Schule: "Wir haben religiöse Konflikte – aber nicht in Jerusalem. Da geht es um Besitzrechte. Und da geht es um sehr viel nationale Dinge. Aber es geht nicht um die Religion, die wird benutzt und die wird ausgenutzt – »Ja, ich muss Märtyrer werden« – diesen Quatsch, das wird den Leuten erzählt, und das find ich so wohltuend an diesem Schulprojekt, dass wir dann auch in der Lage sind, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Donnerstag, 31.05.2018