Schule im Shutdown: Lehren auf Distanz
Montag, 13.04.2020
Wie alle anderen Schulen im Land ist auch die Marienschule in Leverkusen-Opladen seit dem 16. März 2020 wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Über Internet und E-Mail hält Lehrer Magnus Anschütz den Kontakt zu seinen Klassen.
Der Fachlehrer für Religion und Französisch unterrichtet vor allem in den Klassen fünf bis neun und kann sich derzeit über mangelnde Arbeit nicht beklagen: „Der Arbeitsaufwand für uns Lehrer ist im Homeoffice viel mehr. Denn für jede Hausaufgabe, die wir aufgeben, bekommen wir ja zwischen 25 und 30 E-Mails zurück. Und das jedes Mal. In jeder Klasse. Das ist jedes mal so, als wenn ich eine Klassenarbeit durchgehen würde.“
Weil die Marienschule schon vor der Corona-Krise eine eigene Internetseite und ein digitales „Mitteilungsbuch“ betrieben hat, gibt es eingespielte Kommunikationswege zwischen Lehrerschaft, den Eltern und den Schülern, die sich jetzt als besonders wertvoll erweisen, sagt Anschütz: „Jede Klasse hat über unsere Internetseite, über einen schuleigenen Server ein einen Platz zum Datenaustausch und da können wir Lehrer Nachrichten einstellen. Die Schüler sind das seit der fünften Klasse gewohnt, die bekommen dann eine E-Mail mit einer Nachricht: `Bitte geh auf den gesicherten Bereich der Homepage, da steht eine neue Nachricht für dich bereit.´ Und so konnten wir Lehrer für jedes Fach unseren Klassen und Kursen Nachrichten und Aufgaben stellen.“
Das „Lernen auf Distanz“ stellt für alle Schüler dennoch eine große Herausforderung dar, so der Pädagoge im Interview mit der Redaktion PEP: „Wir sind uns alle im Klaren darüber, dass zu Hause Hausaufgaben am Schreibtisch machen etwas ganz anderes ist, weil da eventuell häufiger das Handy klingelt, die Katze über die Terrasse läuft, der Hamster im Hamsterrad rumrennt, als wenn ich in der Schule neben meinen Mitschülern sitze und der Lehrer für eine Lernatmosphäre sorgt. Aber ich glaube, dass die allermeisten Schülerinnen und Schüler jetzt wirklich im Flow sind und auch gut mitkommen.“
Laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) warnt der Deutsche Lehrerverband davor, die Schulen wegen der Corona-Gefahr zu lange geschlossen zu halten. "Homeschooling ist definitiv kein Standardmodell, man darf das nicht zu lange durchziehen", sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger laut epd am 3. April den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Weiter heißt es in dem Bericht: Studien zeigten, dass digitaler Unterricht im Gegensatz zu Präsenzunterricht nur ein Viertel des Lernerfolgs bringe. Zudem würden viele Kinder dadurch "komplett abgehängt: Kinder aus Familien, die sich keinen PC leisten können, Kinder mit Förderbedarf, Kinder aus Familien, in denen kein Deutsch gesprochen wird".
Die staatlich verfügte Schließung der Schulen gilt zunächst einmal bis einschließlich 19. März 2020. Ob sich die Lage dann so weit entspannt hat, dass der Unterricht in normaler Form wieder aufgenommen werden kann, ist ungewiss. Darauf angesprochen erklärt Lehrer Magnus Anschütz: „Wenn Schule dann wieder startet, geht Schule mit glaube ich einer wirklich freudigen Anspannung wieder los. Ich glaube, dass sich ganz viele Schülerinnen und Schüler wirklich freuen, wieder in die Schule zu dürfen.“ Die Situation jetzt sei höchstens noch mit den Sommerferien zu vergleichen, wo sich die Kinder untereinander auch über sechs Wochen nicht sehen, Freundschaften und Kontakte nicht gepflegt werden.
Sobald die Schule wieder regulär startet, rechnet Anschütz damit, „dass viele Schülerinnen und Schüler dann auch begreifen, dass Schule viel viel mehr ist, als die Vermittlung von Deutsch, Mathe, Englisch und Physik, sondern dass Schule auch ein Ort des zusammen Lebens ist! Und deswegen glaube ich, dass Schule wirklich freudig losgeht mit ganz viel Energie, die sich aufgestaut hat,mit viel Kreativität und auch mit Dankbarkeit, dass wir in die Schule gehen dürfen.“