Schwerpunkt Irak: Gebet für bedrängte Christen
Sonntag, 16.03.2025

Radikale islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram, al-Shabaab, al-Qaida oder der "IS" scheuen nicht davor zurück, Christen zu töten. (Foto: Open Doors / Screenshot)
Immer am 2. Sonntag der vorösterlichen Fastenzeit, der diesmal auf den 16. März fällt, ruft die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zur Fürbitte für verfolgte und bedrängte Christinnen und Christen auf. Diesmal im Mittelpunkt: die Situation im Irak.
Nach Angaben der EKD „gehört der Irak zu den kulturell vielfältigsten Ländern der Welt. Neben den größten ethnischen Gruppen der Araber (rund 75 Prozent) und Kurden (rund 15 Prozent) leben dort auch Assyrer, Aramäer, Armenier, Schabak, Turkmenen und andere ethnische Gemeinschaften. Genauso vielfältig sieht es bei den Religionen aus: Sunnitische und schiitische Muslime sind zwar deutlich in der Mehrheit (97 Prozent), doch gehören zur heutigen Bevölkerung von mehr als 40 Millionen Irakern auch Jesiden, Zoroastrier, Mandäer, Christen verschiedener Konfessionen und Baha’i.“
Seit dem Irakkrieg 2003 unter Führung der USA ist das Land zwischen Euphrat und Tigris nicht mehr zur Ruhe gekommen. Nach dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein wurde der Krieg 2003 zwar für beendet erklärt, gleichzeitig begann jedoch eine Besetzung des Landes, die bis 2011 dauern und den Irak in einen Bürgerkrieg stürzen sollte. Irakische Widerstandsgruppen kämpften sowohl gegeneinander als auch gegen die westlichen Besatzungstruppen.
Als die letzten US-Truppen das Land 2011 schließlich verließen, ging die Gewalt weiter. Aus dem Bürgerkriegskonflikt entwickelte sich im Dezember 2013 ein offener Krieg, nachdem die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die irakischen Städte Ramadi und Falludscha eroberte. Diese konnte zwar schnell wieder vertrieben werden, im Juni 2014 kam es jedoch zu einer Offensive des Islamischen Staates, die zur Einnahme Mossuls, Tikrits und anderer Städte im Nordirak führte. Im Zuge dessen kam es zum Genozid des IS an den Jesiden im Sindschar 2014 und zur brutalen Vertreibung der Christen aus Mossul und der Niniveh-Ebene.
„Die meisten in den Norden geflohenen Christinnen und Christen sind auch nach der Rückeroberung Mossuls und der Vertreibung des IS aus der Niniveh-Ebene 2017 nicht wieder zurückgekehrt“, heißt es dazu auf der Internetseite der EKD: „Zu groß ist der Vertrauensverlust in die muslimische Nachbarschaft von einst, von welcher große Teile den Vormarsch des IS erst ermöglicht hatten. Eine breite Aufarbeitung dessen, was damals passiert ist, hat bisher nicht stattgefunden. (…) Christen im Irak werden nicht nur zahlenmäßig immer weniger, sie verlieren auch zunehmend an gesellschaftlichem und politischem Einfluss. Das hängt zum einen mit der demografischen Entwicklung zusammen. Die Gesamtbevölkerung hat sich in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt, während der die Anzahl der Christen im gleichen Zeitraum auf ein Zehntel geschrumpft ist. (…) Ohne Schutz- und Sicherheitsgarantien ist nicht damit zu rechnen, dass Christen in ihre angestammten Gebiete zurückkehren werden.“
Seit 2010 gibt es für den gesamten Raum der EKD alljährlich einen Aufruf zur Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen. Er soll aufmerksam machen auf das Leid, das Menschen durch die Verweigerung der Religionsfreiheit oder durch regelrechte Religionsverfolgung zugefügt wird. Vereinzelt gab es schon in der Vergangenheit Initiativkreise und evangelische Landeskirchen, die einen Tag der verfolgten Christen eingerichtet haben. Seit 2010 wird der "Tag der bedrängten und verfolgten Christen" immer am zweiten Sonntag der vorösterlichen Passionszeit (Sonntag Reminiszere) begangen. Das lateinische reminiszere bedeutet übersetzt soviel wie "gedenke!". Der Sonntag Reminiszere fällt in diesem Jahr auf den 16. März. Die EKD hat dazu wieder eine eigene Themenseite eingerichtet.
Über die Verfolgung von Christen weltweit informiert jedes Jahr im Januar der „Weltverfolgungsindex“ der christlichen Hilfsorganisation „Open Doors“. Diese schreibt dazu: „Der Weltverfolgungsindex ist eine Rangliste der 50 Länder, in denen Christen der stärksten Verfolgung und Diskriminierung wegen ihres Glaubens ausgesetzt sind.“ Seit Jahren angeführt wird diese Liste von Nordkorea. Auf den weiteren Plätzen folgen für 2025 die Länder Somalia, Jemen, Libyen und der Sudan. Auf den Plätzen 6 bis 10 stehen in diesem Jahr Eritrea, Nigeria und Pakistan, sowie Iran und Afghanistan.
Laut „Open Doors“ hat die Verfolgung von Christen „gegenüber 2024 erneut an Intensität zugelegt. Weltweit sind mehr als 380 Millionen Christen in 78 Ländern wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex gilt dies sogar in einem sehr hohen bis extremen Maß. Davon betroffen sind 310 Millionen der dort lebenden 741 Millionen Christen.“