Sechs Monate Corona: Familien im Dauerstress
Sonntag, 23.08.2020
Im März 2020 wurden in Deutschland sämtliche Schulen und KiTas wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Die Kinder mussten zu Hause lernen, die Eltern neben Beruf und Haushalt auch noch die Aufsicht und Betreuung ihrer Kids organisieren.
An diese Zeit ohne Schule und Kindergarten schlossen sich in NRW fast nahtlos die sechswöchigen Sommerferien an, so dass Eltern und Kinder seit Ausbruch der Corona-Krise inzwischen ein halbes Jahr so nah beieinander und miteinander leben, wie sonst nie. Je nach Wohnsituation, Einkommen und Bildungsniveau erleben Familien diese Situation durchaus unterschiedlich. Die einen sind dankbar und freuen sich über das Mehr an gemeinsam verbrachter Zeit, bei anderen brechen dagegen immer wieder Konflikte auf.
Das spüren zum Beispiel auch die Beratungsstellen der Diakonie für Ehe-, Lebens- und Familienberatung. Vor allem während der Schul- und KiTa-Schließungen verzeichneten sie laut einem Bericht des Evangelische Pressedienstes (epd) vom 6. August 2020 deutlich mehr Anfragen von Eltern, aber auch von Erzieherinnen und Erziehern. Der dazu befragte Leiter der Evangelischen psychologischen Beratungsstelle in Mainz, Olaf Jacobsen-Vollmer, sagte, viele Eltern hätten sich mit der Dreifachbelastung durch Homeoffice, Haushaltsführung und Betreuung der Kinder überfordert gefühlt. In vielen Fällen sei es auch zu Streitigkeiten zwischen den Ehepartnern über Zuständigkeiten und Pflichten bei der Kinderbetreuung gekommen.
Betroffenen Familien rät Olaf Jacobsen-Vollmer, die eigenen Ansprüche auf ein realistisches Niveau herunterzuschrauben: „Wenn ich so viele Aufgaben habe, bleibt einfach das eine oder andere liegen.“ Eine gemeinsam verabredete Tagesstruktur sei wichtig, doch die sollte nicht nur regeln, wann für alle Familienmitglieder der Tag beginnt und wann die Kinder Hausaufgaben machen. Auch Zeiten für schöne Dinge wie spielen oder gemeinsame Mahlzeiten sollten eingeplant werden.