Seligsprechung für Max Josef Metzger

von Christof Beckmann

Sonntag, 17.11.2024

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Foto: Christkönigs-Institut Meitingen / Collage KIP

Seiner Kirche machte er offensichtlich zu Lebzeiten schwer zu schaffen. Und doch freut sie sich ab heute über einen neuen Seligen: Der Priester und NS-Märtyrer Max Josef Metzger wird heute in Freiburg seliggesprochen …

INFO: Er hatte die blutigsten Schlachten des Ersten Weltkrieges erlebt, war ein rastloser Kämpfer für den Frieden und unerbittlicher Gegner der Nazis: Sie ermordeten Max Josef Metzger vor 80 Jahren im Zuchthaus Brandenburg unter dem Fallbeil. Geboren am 3. Februar 1887 im badischen Schopfheim, studierte er Theologie in Freiburg i.Br. und in Fribourg/Schweiz und erlebte als Militärseelsorger und Divisionspfarrer das Grauen des Ersten Weltkriegs: 1914/15 wandelte sich der Feldpfarrer an der französischen Front zum radikalen Pazifisten und setzte sich in Initiativen und Aktionen für weltweiten Frieden ein. Eine wesentliche Voraussetzung sah er in einer Überwindung der Spaltung zwischen den christlichen Kirchen. Sein 1917 gegründetes „Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz” wurde zum Vorläufer des Friedensbundes Deutscher Katholiken, der am 2.10.1919 auf Einladung Metzgers in München gegründet wurde. Er trat für die ökumenische Friedensidee ein und nahm Verbindung zur internationalen pazifistischen Bewegung auf.

Schon früh war Metzger auch überzeugt, dass der Wahnsinn des II. Weltkrieges mit einer totalen Niederlage Deutschlands enden würde und befürchtete, dass das Land dann zerschlagen und geteilt würde. So verfasste er eine Denkschrift über ein neues Deutschland, das nach dem Krieg in ein vereintes, christlich fundiertes Europa eingebunden sein sollte. 1938 gründete er die Una-Sancta-Bruderschaft, die sich den theologischen Fragen der Glaubensspaltung annahm und vertrauensbildend zwischen den Konfessionen wirkte. In einem Brief an Papst Pius XII. warb Metzger Ende 1939 für die Überwindung der Glaubensspaltung und ein Reformkonzil, um ein glaubwürdiges Zeugnis der Kirche für den Frieden zu ermöglichen. 

Metzger galt bald als führender deutscher Pazifist und wurde mehrfach von der Gestapo festgenommen. 1943 legte er ein Memorandum zur staatlichen Neuordnung Deutschlands und dessen Einbindung in eine zukünftige Weltfriedensordnung vor. Von einer Gestapo-Agentin denunziert und am 29. Juni 1943 erneut festgenommen, wurde Max Josef Metzger vom Volksgerichtshof in einem Schauprozess unter Vorsitz von Roland Freisler wegen „Hochverrats” zum Tode verurteilt. Freisler verhöhnte Metzgers Friedensvision, die die Lebensrechte fremder Völker achte, besonders angekreidet wurden auch die von ihm vorgeschlagene Abrüstung zugunsten einer überstaatlichen Armee im Dienst der „Vereinigten Staaten von Europa“ oder die Forderung des Geistlichen, jedem Bürger die Unantastbarkeit der persönlichen Würde und Rechtssicherheit, die Freiheit des Gewissens, der Religionsausübung, der Meinungsäußerung und des persönlichen Eigentums zu gewährleisten. Am 17. April 1944 - vor genau 80 Jahren - wurde der Geistliche in Brandenburg-Görden durch das Fallbeil hingerichtet. Erst 1997 wurde das Todesurteil gegen Max Josef Metzger posthum vom Landgericht Berlin aufgehoben.

Ehrungen nach dem Tod: Max Josef Metzger war der erste, der in das Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhundert eingetragen wurde. Straßen und Plätze erinnern an ihn in Berlin-Wedding, Magdeburg, Brandenburg an der Havel, Leipzig-Gohlis, Konstanz, Freiburg und in Augsburg. Die Staatliche Realschule in Meitingen ist nach ihm benannt, in Lörrach gibt es ein Max-Josef-Metzger-Haus, in seiner Geburtsstadt Schopfheim wurde die Grundschule nach ihm benannt und 2016 vor der Kirche Sankt Joseph in Berlin-Wedding ein Stolperstein mit seinem Namen verlegt.

Seligsprechung: Am 8. Mai 2006 eröffnete Erzbischof Dr. Robert Zollitsch für Max Josef Metzger den Seligsprechungsprozess, eine Theologen-Historiker-Kommission recherchierte zu Leben und Werk und schickte im März 2014 mehr als 6.000 Seiten in einer während einer feierlichen Zeremonie versiegelten Kiste an die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom. Am 14. März 2024 hat der Vatikan seine Hinrichtung als Märtyrertod anerkannt. Am Sonntag, 17. November 2024, wird Max Josef Metzger, Priester der Erzdiözese Freiburg, im Freiburger Münster seliggesprochen. Der Gottesdienst mit Kardinal Kurt Koch und Erzbischof Stephan Burger beginnt um 10 Uhr. Die musikalische Einstimmung beginnt um 9:30 Uhr. Die Feier der Seligsprechung wird auch live im Internet übertragen: Ebenfalls um 10 Uhr startet der Livestream auf der Seite www.ebfr.de/livestream. Informationen zu Leben und Wirken des neuen Seligen der Erzdiözese finden Sie unter www.ebfr.de/mjm.

Mit Metzger chatten: Hier kann man virtuell mit Max Josef Metzger über sein Leben, sein Wirken und seine Bedeutung in der Gegenwart chatten.

Spuren in NRW: An der 1923 errichteten Friedenskapelle auf dem 670 Meter hohen Borberg nahe Petersborn, einem Ortsteil von Brilon zwei Kilometer nördlich von Elleringhausen im Hochsauerlandkreis, fand am 13. September 1931 ein großes internationales Friedenstreffen des Friedensbundes der deutschen Katholiken (FDK) statt, der 1919 von Max Josef Metzger in München gegründeten pazifistisch orientierten Vereinigung politisch engagierter Katholiken in der Weimarer Republik. Damals wurde auch die Borberger Friedenseiche gepflanzt. Beteiligt waren Mitglieder des Quickborn-Arbeitskreises (Quickbornbewegung), Kreuzfahrer aus dem Sauerland und Schüler aus dem Briloner Gymnasium Petrinum. Abbé Franz Stock, einer der Hauptredner, brachte aus Frankreich Gefährten des Franz von Assisi mit.

Christkönigs-Institut: Das von Max Josef Metzger gegründete Christkönigs-Institut, 1919 in Graz als „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz” entstanden, wurde 1928 nach Meitingen verlegt. Die Christkönigsgesellschaft erlangte im Jahre 1969 die kirchliche Anerkennung als Säkularinstitut und wurde unter dem Namen „Christkönigs-Institut” kirchlich errichtet. Adresse: Meitingen, St.-Wolfgang-Str. 14, Tel. 08271 / 808-0, Fax 08271/808-65. Internet: http://www.max-josef-metzger-meitingen.de/

Spuren pazifistischer Organisationen: Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Metzger mehrere pazifistische Organisationen. So gehen der „Friedensbund Deutscher Katholiken“ und der „Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz“ auf seine Initiative zurück. Er war für die ökumenische „Una-Sancta-Bewegung“ tätig und für die Christkönigsgesellschaft, ein Sozialprojekt für Alkoholiker. Ab 1915 war er Generalsekretär des „Kreuzbund-Verbandes abstinenter Katholiken“, 1917 Mitgründer und später Generalleiter des Säkularinstituts „Christkönigs-Institut“ in Meitingen, das gemeinsam mit dem Steyler Missionar Pater Wilhelm Impekoven in Graz zunächst unter dem Namen „Weltfriedenswerk vom Weißen Kreuz“ gegründet wurde. Der 1917 gegründete „Friedensbund katholischer Geistlicher“ öffnete sich auch für Laien, präsentierte sich als betont politische Vereinigung und wurde als Friedensbund Deutscher Katholiken (FDK) zur zweitgrößten deutschen pazifistischen Organisation der Weimarer Zeit, bekämpfte Militarismus und Nationalismus, die Bildung von Wehrsport-Gruppen und unterstützte den Völkerbund. Seine bis auf etwa 8.000 aktive und 40.000 korporative Mitglieder (1932) angewachsene Mitgliedschaft stammte oft aus der Kolpingjugend, dem katholischen Jungmännerverband, dem Jungen Zentrum, dem Quickborn-Arbeitskreis sowie aus katholischen Arbeitervereinen. Zeitschrift des FDK war die „Katholische Friedenswarte“, die 1926 in „Der Friedenskämpfer“ umbenannt wurde. Am 1. Juli 1933 wurde die Vereinigung von der NS-Regierung verboten, Führungspersonen wurden in Konzentrationslagern inhaftiert, zu langen Zuchthausstrafen verurteilt oder hingerichtet.

Der 1946 neu begründete FDK wurde im Zuge der deutschen Wiederbewaffnung Westdeutschlands heftig öffentlich angegriffen und löste sich 1951 auf. In seine Nachfolge stellte sich nach dem Krieg die internationale katholische Friedensbewegung „pax christi“ („Friede Christi“). Sie entstand zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Frankreich als „Kreuzzug der Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich“ und engagierte sich für die Entlassung deutscher Kriegsgefangener. Einem ersten Treffen als „pax christi“ im Februar 1947 in Lourdes folgte Anfang April 1948 der erste internationale Kongress im niederrheinischen Marienwallfahrtsort Kevelaer, bei dem der deutsche Zweig formell gegründet wurde. In den ersten Jahrzehnten setzte sich Pax Christi in vielen Initiativen ein, so für die Verständigung mit dem polnischen Katholizismus (Gründung des Maximilian-Kolbe-Werks), für den Nord-Süd-Dialog und ökumenischen Anliegen und in der Nachrüstungsdebatte.

Die deutsche Sektion arbeitet in Diözesanverbänden, Regionalverbänden und lokalen Basisgruppen, ihr Präsident der Sektion wird auf Vorschlag von Pax Christi durch die Deutsche Bischofskonferenz ernannt. Schwerpunkte sind die Situation in Nahost, Asyl- und Flüchtlingsarbeit, Engagement für den Zivilen Friedensdienst sowie Aktionen gegen den Rüstungsexport und Mitarbeit in Pax Christi International. Die Gruppe „Pax Christi Kevelaer (e.V.)“ unterhält ein Archiv zur Geschichte und Spiritualität katholischer Friedensbewegungen im 20. Jahrhundert. Pax Christi International (PCI) mit Sitz in Brüssel ist als die offizielle katholische Friedensbewegung in über 60 Ländern der Welt in nationale Sektionen unterteilt, Mitglied der Internationalen Koordination für die Dekade für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder der Welt (2001–2010) und bei den Vereinten Nationen als Nichtregierungsorganisation registriert. Arbeitsschwerpunkte sind Menschenrechte, menschliche Sicherheit, Abrüstung, Entmilitarisierung, gerechte Weltordnung, Religion und Gewaltkonflikt.

Kontakt: Internationale katholische Friedensbewegung pax christi, pax christi – Deutsche Sektion e.V. Feldstraße 4, 13355 Berlin, Tel. 030 / 2007678-0, E-Mail: sekretariat@paxchristi.de, Internet: Pax Christi International, Pax Christi Deutschland, Pax Christi Österreich, Zeitschriften und Positionen zum Download: https://www.paxchristi.de/s/downloads

Sonntag, 17.11.2024