Spielzeug unter Rassismus-Verdacht

von Christoph Lefherz

Sonntag, 29.09.2024

Spielzeug-Puppen verschiedener Hautfarbe
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Kinderspiele wie "Schwarzer Peter" oder "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann" werden heute kritisch gesehen. Schnell steht ein Rassismus-Verdacht im Raum. (Foto: Pixabay)

Generationen von Kindern haben das Lied von den „10 kleinen Negerlein“ gesungen, „Schwarzer Peter“ gespielt oder das Laufspiel „Wer hat Angst vor´m schwarzen Mann?“. Inzwischen haben diese Spiele ihre Unschuld verloren, manche gelten als rassistisch.

Das Spielzeugmuseum in Nürnberg präsentiert auf 1.400 qm Ausstellungsfläche rund 90.000 Exponate. Bei einer Revision des Bestandes, die nach Rassismus gegenüber schwarzen Menschen forschte, wurden gut 700 Objekte als „problematisch“ und 70 davon als „eindeutig rassistisch“ erkannt. Unter den problematischen Stücken war auch das Kartenspiel „Schwarzer Peter“, erklärt die Leiterin des Spielzeugmuseums, Karin Falkenberg: „Allein das Spielmoment ist problematisch, denn wer am Schluss die Schwarze-Peter-Karte behält, hat verloren.“

Falkenberg hat eine Handvoll dieser rassistischen Spiele und Spielzeuge wie etwa eine 100 Jahre alte schwarze Tanzfigur in einer eigenen Ausstellung zusammengefasst und besonders inszeniert. Dabei werden die Spielzeuge in künstlerischer Weise zum Leben erweckt und wehren sich gegen den Rassismus, sagt die Museumsleiterin: „Wir haben den Schwarzen Peter empowered, indem er aus seiner Spielkarte heraustritt, es ist ein kleiner junger Mann, sehr hübsch und adrett und stark, und der schwingt seinen Fuß raus und lässt ein Kartenhaus, in dem noch viel mehr Stereotype zu finden sind, einstürzen.“ Die Sonderausstellung trägt den Titel „"Spielzeug und Rassismus – Perspektiven, die unter die Haut gehen" und läuft noch bis zum 30. März 2025

Die Bezeichnung "rassistisches Spielzeug" bezieht sich auf Spielzeug, das Stereotype und Vorurteile gegenüber bestimmten ethnischen Gruppen, Kulturen oder Hautfarben verstärkt. Es basiert oft auf historischen oder kulturellen Verzerrungen, die dazu beitragen, diskriminierende Haltungen zu fördern. Solches Spielzeug kann sich auf verschiedene Weisen manifestieren, sei es durch die Darstellung von Karikaturen, herabsetzende Symbole oder Figuren, die bestimmte Gruppen abwerten oder entmenschlichen.

Woran kann man rassistisches Spielzeug erkennen?

  • Stereotypische Darstellungen: Figuren, die bestimmte ethnische Gruppen mit übertriebenen, herabwürdigenden Merkmalen zeigen, wie etwa übergroße Lippen oder eine betont dunkle Hautfarbe.
  • Karikaturen: Überzogene und oft negative Darstellungen von Menschen, die auf abwertenden Stereotypen beruhen, wie z. B. Spielzeugpuppen mit Kleidung oder Accessoires, die eine Kultur verzerrt oder veraltet wiedergeben.
  • Namen und Etiketten: Spielzeuge oder Spiele, die rassistische oder abwertende Begriffe für Menschen einer bestimmten Ethnie verwenden.
  • Fehlende Diversität: Wenn nur bestimmte Ethnien in unvorteilhaften oder untergeordneten Rollen dargestellt werden, während andere Gruppen dominieren. So sind bis heute 90% aller Spielzeugpuppen weiß, obwohl nur 10% aller Menschen auf dem Globus weiß sind.

 

Warum kann rassistisches Spielzeug für Kinder schädlich sein?

1. Verstärkung von Stereotypen: Kinder lernen durch Spielen und Nachahmung. Rassistisches Spielzeug kann falsche und negative Vorstellungen von bestimmten Bevölkerungsgruppen verstärken und so Vorurteile im Denken und Verhalten von Kindern fördern.

 2. Selbstwertgefühl und Identität: Kinder, die zu einer benachteiligten Gruppe gehören, können durch solche Darstellungen das Gefühl bekommen, minderwertig oder "anders" zu sein. Dies kann ihr Selbstwertgefühl und ihre Identität negativ beeinflussen.

3. Normalisierung von Diskriminierung: Wenn Kinder mit rassistischem Spielzeug spielen, ohne dass dieses kritisch hinterfragt wird, kann dies die Akzeptanz von Vorurteilen und Diskriminierung in der Gesellschaft verstärken.

4. Kulturelles Missverständnis: Spielzeug, das ethnische Gruppen auf eine vereinfachte oder verzerrte Weise darstellt, vermittelt Kindern ein verzerrtes Bild der kulturellen Vielfalt. Dies kann zu Missverständnissen und einer mangelhaften Wertschätzung anderer Kulturen führen.

Rassistisches Spielzeug ist schädlich, weil es in den Köpfen der Kinder frühzeitig ein ungerechtes und falsches Weltbild zementieren kann. Es ist daher wichtig, bei der Auswahl von Spielzeug sensibel zu sein und auf Diversität und respektvolle Darstellungen zu achten.

Sonntag, 29.09.2024