Start ins Finale: Weltsynode in Rom

von Christof Beckmann

Sonntag, 06.10.2024

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Logo XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom

Gerade ist sie angelaufen und die Spannung ist groß: Was passiert eigentlich bei der Weltsynode in Rom? Versteht man überhaupt, was da wirklich geschieht? Wird Geschichte geschrieben?

INFO: Papst Franziskus hat am 2. Oktober mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom die finale Phase der katholischen Weltsynode eröffnet. Knapp vier Wochen später, am 27. Oktober, wird der Papst die Abschlussmesse in etwas kleinerem Rahmen im Petersdom feiern. Der Weg der Synode wurde offiziell durch Papst Franziskus am 9./10. Oktober 2021 in Rom eröffnet und am Wochenende darauf in den Bistümern weltweit. In die weiteren Phasen wurden die Bistümer, eine Reihe von Organisationen und schließlich die Bischofskonferenzen einbezogen. Der weltweite Konsultations- und Beratungsprozesses mündet nun in die finale „XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode“.

In seiner Predigt in der Messe zum Auftakt erinnerte Franziskus daran, dass die Synode „keine parlamentarische Versammlung sei, sondern ein Ort des Zuhörens in Gemeinschaft“. Er richtete sich an alle, die an den Arbeiten der Synodenversammlung teilnehmen: „Jeder wird sich hier frei fühlen, sich umso spontaner und freier zu äußern, je mehr er um sich herum die Gegenwart von Freunden wahrnimmt, die ihn gernhaben und respektieren, die ihn schätzen und dem zuhören wollen, was er zu sagen hat“. Noch kurz vor Beginn der Weltsynode hatte Papst Franziskus seine Botschaft von einer offenen Kirche für alle wiederholt. Kern der Kirche sei, den Glauben zu verkündigen, sagte Franziskus am 29. September in einem Video zu seinem Gebetsanliegen für Oktober. Kern der Verkündigung sei, jedem die Hand entgegenzustrecken, jeden willkommen zu heißen und jeden einzubinden, ohne jemanden auszuschließen Zuhören und Dialog solle zu einem Stil auf jeder Ebene der Kirche werden.

Arbeitspapier und Themen: Die dritte Etappe eines vierjährigen weltweiten Prozesses steht unter dem Titel „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. Hauptthema sind neue Wege der Beratung und Entscheidungsfindung in der katholischen Kirche - dazu wurde aus den eingesandten Ergebnissen der weltweiten Beratungen ein vorbereitendendes Arbeitsdokument (Instrumentum laboris) erstellt. Das Dokument „Wie wir eine synodale missionarische Kirche sein können“, am 9. Juli vom Vatikan vorgestellt, skizziert in 112 Punkten eine veränderte Funktionsweise einer synodaler verfassten Kirche.
Es geht nach Vorgabe des Papstes insgesamt vor allem darum, für die katholischen Weltkirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern Wege zu einer „synodalen Kirche“ zu finden - und diese Wege vom Vatikan bis hinunter in die Gemeinden zu verwirklichen. Klerikale und intransparente Beratungs- und Entscheidungswege sollen überwunden werden: An ihre Stelle sollen gemeinschaftliche Beratung, Transparenz und Rechenschaftspflicht treten. Hier ist die geforderte stärkere Mitwirkung von Laien in Gottesdienst und Mitverantwortung für die Katholiken im deutschsprachigen Raum nicht wirklich neu, sehr wohl aber für große Teile der Kirche weltweit. Auch wird im Arbeitspapier vorgeschlagen, „die nationalen Bischofskonferenzen als kirchliche Subjekte anzuerkennen, die mit lehrmäßiger Autorität ausgestattet sind“. Sie sollen mehr Spielraum erhalten, mit der Kirche in ihrem Land eigene Wege zu gehen und die Möglichkeit haben, die „liturgischen, disziplinären, theologischen und spirituellen Ausdrucksformen zu fördern, die auf die verschiedenen soziokulturellen Kontexte abgestimmt sind“. Themen wie die verpflichtende Ehelosigkeit von Priestern, eine mögliche Weihe von Frauen zu Diakoninnen und eine bessere Einbeziehung sexueller Minderheiten in der Kirche sind im Arbeitsdokument, dem „Instrumentum laboris“, als Fragestellungen formuliert.

Teilnehmer und Ablauf: Kirchenrechtlich handelt es sich um eine „Bischofssynode“, doch zum ersten Mal werden bei einer Synode im großen Umfang auch Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester ein Stimmrecht haben. Beraten und abstimmen werden 368 Synodale aus allen Erdteilen, 272 davon sind Bischöfe, knapp ein Achtel – insgesamt 53 - sind Frauen. Zudem nimmt eine die Gruppe von 16 „brüderlichen Delegierten“ aus anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften als Beobachter in Rom an den Beratungen teil, sie reichen von den orthodoxen Kirchen über Anglikaner, Lutheraner und Reformierte bis hin zu Baptisten, Methodisten und Pfingstkirchen. Nach dem Regelwerk (Regolamento) für die Synode ist Deutsch eine der Übersetzersprachen, auf Deutsch verfasste Beiträge aber müssen - wie andere Beiträge in nicht zugelassenen Sprachen - zuvor in eine der fünf offiziellen Synodensprachen übersetzt werden. Diese sind Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Englisch.
Eigentlicher Vorsitzender ist der Papst, die meisten Sitzungen werden aber von einem der neun „Vizepräsidenten“ geleitet, zwei von ihnen sind Frauen. Die wichtigste Schlüsselfunktion hat der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich, der als „Generalrelator“ die Inhalte koordiniert und entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Debatte und die Themenauswahl vor der Schlussabstimmung hat. Die Teilnehmer diskutieren gleichberechtigt an runden Tischen und nur Vorschläge, die bei der Schlussabstimmung eine Zweidrittelmehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Das finale Abschlussdokument wird planmäßig am 26. Oktober verlesen und approbiert. Einzelne strittige Themen wie die künftige Rolle von Frauen in der Kirche, sollen auf Wunsch von Papst Franziskus nicht von der Weltsynode beraten, sondern Expertengremien anvertraut werden. Diese sollen im nächsten Jahr tagen, wenn die Synode bereits beendet ist.

Die Teilnehmer aus Deutschland: Die Teilnehmer der finalen Phase der katholischen Weltsynode aus Deutschland sind der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), Bischof Bertram Meier (Augsburg) und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck Essen. Vom Papst berufen sind der Passauer Bischof Stefan Oster, Bohdan Dzyurakh, Apostolischer Exarch der in Deutschland und Skandinavien wohnenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus und der Münsteraner Bischof Felix Genn. Er ist eines von drei Mitgliedern der „Kommission für Kontroversen“, die gemäß dem Statut der Weltsynode vom Papst persönlich berufen werden. Die Streitfragen-Kommission hat die Aufgabe, dem Papst Kontroversen vorzulegen, die von den Synodenteilnehmern vorgetragen wurden. Außerdem bei der Synode vertreten sind der Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, die Theologen Prof. em. Dr. Antonio Autiero (Universität Münster) und Prof. Dr. Thomas Söding (Bochum), Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dazu der Münsteraner Pfarrer und Mitglied des dortigen Priesterrats, Michael Berentzen, der Leiter des Zentrums für Berufungspastoral des Jesuitenordens, P. Clemens Blattert SJ sowie der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Bischof Felix Genn ist bei der Weltsynode

„Synode mit Söding“: ZdK-Vizepräsident Prof. Thomas Söding von der Ruhr-Universiät Bochum ist als theologischer Berater bei der Weltsynode in Rom dabei. In seinem Blog „Synode mit Söding” meldet er sich vom ein „katholisches Weltereignis“ wieder mit täglichen Berichten aus Rom. Nach Anmeldung über den ZdK-Newsletter bekommt man die täglichen Berichte direkt zugeschickt. Link: https://www.zdk.de/sms

Schwartz auf Weiß – Der Blog aus der Aula der Weltsynode: Auch Prof. Dr. Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis und Gast der Weltsynode, nimmt die Leserinnen und Leser mit in die Synodenaula und schildert in seinem Blog seine Erlebnisse und Eindrücke. Hier der Link zum Blog: https://www.katholisch.de/dossier/198-schwartz-auf-weiss-der-blog-aus-der-aula-der-weltsynode

Links & Downloads:

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Programm: PDF-Datei herunterladen

Methodologie: PDF-Datei herunterladen 

Weitere Materialien: https://www.synod.va/en/the-synodal-process/phase-2-the-discernment-of-the-pastors/the-second-sessionofthe-XVI-assembly1.html

Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda: Pressegespräch zur Vorbereitung der Weltsynode: Pressemitteilung vom 24. September 2024

Kurzdarstellung des Instrumentum laboris für die zweite Sitzung der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode: PDF-Datei herunterladen

Mehr: https://www.dbk.de/themen/bischofssynoden/bischofssynode-synodale-kirche-2021-2024

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