Stefanustag: Verfolgte Christen
Mittwoch, 25.12.2019
Morgen, am 2. Weihnachtstag, feiert die Katholische Kirche den Stephanustag. Er erinnert an die Steinigung des Hl. Stefanus, den ersten, der für seinen Glauben sein Leben verlor. Mit der Religionsfreiheit ist es in vielen Ecken der Welt nicht weit her...
INFO: Über zwei Milliarden Christen feiern Weihnachten. Doch Millionen von ihnen weltweit werden verfolgt. An ihr Schicksal erinnerte bis 1994 in Deutschland am 2.Weihnachtstag, 26. Dezember, der jährliche „Gebetstag für die verfolgte Kirche“. Damit gedachten die Katholiken in Deutschland in den Gottesdiensten der Glaubensgeschwister, die weltweit Opfer von Ausgrenzung und Unterdrückung sind. Mit der 2003 von den deutschen Bischöfen ins Leben gerufenen Initiative Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen stellen die deutschen Bischöfe mit ihrer Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“ jährlich ein anderes Land in den Mittelpunkt, um auf die in vielen Teilen der Welt anhaltende Diskriminierung von Christen aufmerksam zu machen. Höhepunkt der Initiative ist der Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen am 26. Dezember (Stephanustag), der in allen deutschen Diözesen begangen wird.
Zum diesjährigen Gebetstag hat die Deutsche Bischofskonferenz am 27. November 2019 in Berlin eine Arbeitshilfe vorgestellt, die diesmal die Situation der Christen in der Sahel-Region und insbesondere im Tschad zeigt. Sie gibt einen Überblick, erläutert aktuelle Konfliktlinien in den Gesellschaften, analysiert die Hintergründe und lässt Mitglieder der Ortskirche zu Wort kommen. Denn das traditionell harmonische Miteinander von Christen und Muslimen in der Sahel-Region ist durch die Entwicklung der vergangenen Jahre in Gefahr geraten: Die islamistische Terrororganisation Boko Haram destabilisiert die Region immer wieder durch Terroranschläge und brutale Gewalt, die sich auch gegen Kirchen und Vertreter von Religionsgemeinschaften richten. Die starke Einflussnahme Saudi-Arabiens, die Förderung des radikal wahhabitischen Islam in der Region, hat ebenfalls zu Spannungen zwischen Christen und Muslimen geführt.
In der Folge wurden auch soziale Konflikte – wie die Auseinandersetzung zwischen nomadischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern – in gefährlicher Weise religiös aufgeladen, erklärte Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, nach einem Besuch im Tschad bei der Vorstellung der Arbeitshilfe: „Im Land leben ca. 120 ethnische Gruppen. Der trockene Norden wird mehrheitlich von nomadischen, muslimisch-arabisch geprägten Gruppen dominiert, während im fruchtbaren Süden sesshafte, afrikanisch-christliche Bauern leben. Insgesamt sind 58 Prozent der Gesamtbevölkerung Muslime und 35 Prozent Christen, darunter 18,5 Prozent Katholiken. Insbesondere seit Einführung der IV. Republik am 4. Mai 2018, durch die faktisch die uneingeschränkte Macht des Präsidenten festgeschrieben wurde, hat sich das Verhältnis unter den Religionsgemeinschaften verschlechtert. Grund dafür sind zunehmende Verstöße gegen das laizistische Prinzip zugunsten des Islam.“
Die Arbeitshilfe Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen – Sahel-Region kann auf den Seiten der Deutschen Bischofskonferenz in der Rubrik Publikationen bestellt oder als pdf-Datei heruntergeladen werden, ebenso das Plakat und der Gebetszettel zum Gebetstag für die verfolgten Christen am 26. Dezember. Weitere Informationen auf der Initiativseite Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit.
Hl. Stephanus: Stephanus, geboren wahrscheinlich in Jerusalem um Christi Geburt, gestorben um 36/40 n. Chr., gilt als erster Märtyrer der Kirche. Der Name des Diakons der Jerusalemer Urgemeinde deutet darauf hin, dass er zu den gelehrten Juden aus dem Bereich der hellenistischen Kultur gehörte. In der Apostelgeschichte (Apg 6 und Apg 7) antwortet er auf eine Anklage bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Hohen Rat mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, der längsten Rede dieses Bibeltextes.
„In jenen Tagen tat Stephanus, voll Gnade und Kraft, Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige von der so genannten Synagoge der Libertiner und Zyrenäer und Alexandriner und Leute aus Zilizien und der Provinz Asien erhoben sich, um mit Stephanus zu streiten; aber sie konnten der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen. Als sie das hörten, waren sie aufs äußerste über ihn empört und knirschten mit den Zähnen. Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten gemeinsam auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stephanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“
Stephanus ist der erste, von dem überliefert wird, dass er wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurde. Damit gilt er als der „Erzmärtyrer“, dem viele Kirchen geweiht sind. Seine Steinigung war Auftakt zu einer Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich auch Saulus, der spätere Apostel Paulus, besonders beteiligte. 415 wurden die Gebeine des Stephanus gefunden, gelangten später über Konstantinopel nach Rom und sind seit 560 n. Chr. in der Krypta von San Lorenzo fuori le mura in Rom neben denen des römischen Archidiakons Laurentius bezeugt. Am 26. Dezember steht Stephanus auf dem katholischen Heiligenkalender.