Stimmungstief vorm Fest: Weihnachtsdepression

von Joachim Gerhardt

Sonntag, 09.12.2018

Mann stützt seinen Kopf in die Hände
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Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die ärztlich behandelt werden sollte.

Statistisch betrachtet erkrankt jeder fünfte Bundesbürger im Laufe seines Lebens einmal an einer depressiven Störung. Die Grenzen zwischen einem "normalen" Stimmungstief und einer krankhaften Depression sind dabei fließend.

Der Psychiater Prof. Dr. Thomas Schläpfer betont in diesem Zusammenhang, "dass Trauer und Melancholie ganz wichtige, positive Bestandteile der menschlichen Existenz sind und wir das ganz klar von der Krankheit Depression abgrenzen müssen." Das ist gerade für medizinische Laien nicht einfach. Deshalb nennt Schläpfer als Faustregel: "Wenn diese Gefühle einen Menschen mehr als zwei Wochen beeinträchtigen, wenn man nicht mehr arbeiten kann, wenn man (…) die Initiative verloren hat, irgendwas zu unternehmen, dann ist es wichtig, das primär mit dem Hausarzt zu besprechen."

Vor allem in der dunklen Jahreszeit verzeichnen Mediziner einen Anstieg depressiver Störungen – sie sprechen deshalb auch von "Winter-" oder "Weihnachtsdepression. In psychiatrischen Fachkreisen wird sie auch als saisonale oder saisonal abhängige Depression (SAD) bezeichnet, deren Auslöser mit den geringeren Lichtstärken (Sonnenlicht) in den Herbst- und Wintermonaten zusammenhängt. Vermutlich werden hierdurch bestimmte Neurotransmitter - also Botenstoffe im Gehirn, die für die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, für Stimmung u.a. zuständig sind – gestört. Am häufigsten diskutiert werden hier die Botenstoffe Melatonin und Serotonin.

Gelindert und bekämpft werden kann diese Form der Depression allein schon durch einen täglich einstündigen Spaziergang bei Tageslicht (!). Er hilft dabei, den Teufelskreis von wenig Licht – Mattigkeit - keine Lust auf körperliche Aktivität - keine Bewegung im Freien bei Tageslicht - noch weniger Licht - noch mehr Mattigkeit zu durchbrechen. Eine künstliche Lichttherapie ("Phototherapie") ist zwar grundsätzlich möglich, allerdings werden hier bisweilen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Augenbeschwerden beobachtet, denn das Licht dieser speziellen Leuchtgeräte muss die Netzhaut des Auges erreichen. Darum ist eine Lichttherapie im Sonnenstudio absolut erfolglos, da hier die Augen bewusst abgedeckt werden. Den meisten Erfolg verspricht der gute alte Spaziergang, denn selbst ein bedeckter Himmel weist mehr Helligkeit auf als z.B. die künstliche Lichttherapie je zu erreichen vermag. Mehr Infos unter http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/winterdepression.html  

Sonntag, 09.12.2018