Streamen und posten im Auftrag der Kirche

von Nico Bär

Sonntag, 17.10.2021

Laptop-Bildschirm zeigt Pfarrerin beim Online-Gottesdienst
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Mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 haben viele Gemeinden Gottesdienste und Andachten im Internet übertragen. Viele Menschen wünschen sich, dass das auch so bleibt. (Foto: Manfred Rütten)

Während der Corona-Pandemie schossen plötzlich überall Online-Gottesdienste aus dem Boden. Diese Zeit scheint nun vorbei: Viele Gemeinden fahren das Angebot wieder zurück. Dafür entstehen anderswo ganz neue Formen von digitaler Kirche.

Bei Instagram zum Beispiel findet man unter „pfarrerausplastik“ und „sarahs_liste“ zwei junge Geistliche aus Stuttgart, die einen Teil ihrer (Gemeinde)Arbeit ins Netz verlegt haben – mit dem Segen ihrer Landeskirche. Pfarrerin Sarah Schindler und Pfarrer Nicolai Opifanti haben jetzt einen offiziellen Dienstauftrag für ihre Social-Media-Auftritte, die sie bisher in der Freizeit gemacht haben: 50 Prozent ihrer Zeit arbeiten die beiden als „Digital-Pfarrer“, mit der anderen halben Stelle sind sie „analog“ in der Gemeinde vor Ort tätig.

Sarah Schindler findet das einen gelungenen Mix, denn die beiden wollen ihren Followern ein authentisches Bild vom Pfarrberuf geben: „Wir möchten auch transparent machen: Was machen wir in unserem Beruf, der so vielfältig ist? Und haben da auch ganz viele schöne Erlebnisse, dass selbst Kirchengemeinderäte immer wieder erstaunt sind und sagen: »Ich wusste schon, meine Pfarrerin macht Schulunterricht und noch ein paar Beerdigungen unter der Woche, aber dass es so vielfältig ist, hätte ich jetzt auch selber nicht vermutet.“

Zu den Stärken der kirchlichen Social-Media-Arbeit gehört für Nicolai Opifanti, dass man über´s Netz die Menschen viel besser einbinden und beteiligen kann: „Noch viel unmittelbarer als während des Gottesdiensts im analogen Bereich. Wenn ich eine Predigt halte in meiner Kirche, dann schreit niemand rein »Ey, mach das mal anders«. Aber auf Instagram zum Beispiel in den Story-Gottesdiensten konnte man genau das machen.“

Schon seit August 2016 ist der evangelische Pastor Gunnar Engel mit seinem Youtube-Kanal regelmäßig auf Sendung. Über 17.800 User haben ihn inzwischen abonniert und seine Videos seitdem schon über 1,3 Mio. Mal abgerufen. In den fünf- bis zehnminütigen Filmen geht es vor allem Glaubensfragen, um kirchliche Feste und um Tipps für´s Bibellesen. Immer wieder beantwortet der junge evangelische Theologe aber auch Fragen seiner Fans, die er auf Youtube oder Instagram gestellt bekommen hat. Und schließlich lässt Engel seine Zuschauer in Form eines Video-Tagebuches (Vlog) auch am ganz normalen Pastoren-Alltag teilhaben.

Für seinen Kanal bei Youtube wurde Engel im Oktober 2019 mit dem christlichen Medienpreis "Goldener Kompass" ausgezeichnet. Daneben betreibt er noch einen Instagram-Account mit derzeit 11.300 Followern, und wer mag, kann seine (frei gesprochenen) Predigten aus der Wanderuper Kirche bei Spotify oder Soundcloud nachhören.

Noch viel mehr Pfarrerinnen und Pfarrer, die auf den verschiedenen Social Media-Plattformen unterwegs sind, findet man gesammelt unter https://yeet.evangelisch.de/

Neue Studien zu Angebot und Nutzung von Online-Gottesdiensten (erschienen im September 2021) findet man hier.

Sonntag, 17.10.2021