Stromschulden - und wie man sie vermeidet
Sonntag, 24.08.2014
"Und dann war’s plötzlich dunkel und kalt ..." – pro Jahr wird etwa 800.000 Haushalten in Deutschland der Strom abgesperrt oder der Gashahn zugedreht. Weil die Energiepreise ständig steigen, können viele ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen …
Was bislang schon für die Benzinpreise an den Tankstellen galt, trifft inzwischen auch auf die Strompreise zu: staatliche Steuern und Abgaben – insbesondere durch das Erneuerbare Energiengesetz (EEG-Umlage) – machen inzwischen mehr als die Hälfte des Strompreises aus. Tendenz weiter steigend. Vor allem Familien mit geringem Einkommen und Hartz-4-Haushalte geraten dadurch immer stärker in Bedrängnis. Da sie auf günstige Mieten angewiesen sind, leben sie oft in Wohnungen, die nicht energetisch saniert sind. Entsprechend höher ist ihr Energieverbrauch. Hinzu kommen veraltete Elektrogeräte wie z.B. Gefriertruhen, Kühlschränke oder Waschmaschinen, deren Stromverbrauch ebenfalls deutlich höher ist, als bei modernen Neugeräten.
Selbst bei gleich bleibendem Verbrauch führen Strompreiserhöhungen zu steigenden Kosten, die das Haushaltsbudget belasten und oft genug auch überfordern. Wenn dann die monatlichen Abschlagszahlungen oder die Nachzahlung am Jahresende nicht mehr geleistet werden, droht den Haushalten eine Stromsperre durch ihren Energieversorger. Bundesweit sind davon jährlich etwa 800.000 Haushalte betroffen.
Damit es erst gar nicht dazu kommt, rät z.B. die Leiterin der Schuldnerberatungsstelle der Diakonie Wuppertal, Gisela Deller: "Ich muss mir selber Gedanken machen, wie kann ich das überblicken, dass mir die Energiegeschichten nicht aus dem Ruder laufen. Und wir empfehlen allen Menschen, die zu uns in die Beratung kommen: Guckt euch eure Zähler an, notiert euch mindestens einmal im Monat, wie ist euer Zählerstand um da einen Abgleich auch herstellen zu können zu der Vorjahresrechnung - ist die genauso hoch oder steigt es an? Muss ich da irgendwie gegensteuern? Ansonsten gibt es auf ganz vielen Plattformen im Internet Hínweise, was ich alles machen muss - vom Standby-Betrieb ausschalten, richtiges Lüften (..), Gefrierschränke abtauen - wo ich Energie auch deutlich mit sparen kann." Helfen könne auch, die monatliche Abschlagszahlung heraufsetzen zu lassen. So verteile sich die Belastung gleichmäßig übers Jahr, die Nachzahlung bei der Endabrechnung falle geringer aus oder es gebe sogar eine Rückerstattung.
Aus Sicht der kirchlichen Wohlfahrtsverbände wie Caritas und Diakonie gehört die Versorgung mit Energie in unserer Gesellschaft zum Existenzminimum. Ihre Forderungen: Die Energiewende sollte sozial gerecht gestaltet werden, Zuschüsse und Darlehen für Energieschulden gewährt werden, die Energiespar- und Energieschuldenberatung sollte gefördert werden und es sollte eine Art Abwrackprämie für "Energiefresser" eingeführt werden, damit Familien mit geringem Einkommen sich energieeffiziente Haushalsgeräte leisten können. Den kompletten Forderungskatalog der Diakonie lesen Sie hier. Eine Schuldnerberatungsstelle in Ihrer Nähe finden Sie auf www.diakonie.de