Tag der Arbeit: Homeoffice Pro & Contra
Sonntag, 01.05.2022
Gewerkschaften und Beschäftigte gehen am 1. Mai traditionell auf die Straße, um für gerechte Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren. Die erste Kundgebung dieser Art in Deutschland fand 1890 statt. Damals war das Ziel der 8-Stunden-Tag.
Das Datum selbst und seine Bedeutung als "Kampftag der Arbeiterbewegung" geht auf Ereignisse in den Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Am 1. Mai 1866 kommt es dort gleich in mehreren Städten zu Streiks. Beteiligt sind rund 400.000 Arbeiter. Ihre Forderung: Einführung des Acht-Stunden-Arbeitstages. In Chicago entwickeln sich aus den Streiks am 3. und 4. Mai gewalttätige Auseinandersetzungen. Es gibt sowohl unter den Arbeitern als auch unter den Polizisten mehrere Tote zu beklagen.
Gut ein Jahr später – am 14. September 1887 – wird Karl Marx´ Werk „Das Kapital“ veröffentlicht. Das Buch und die darin vorgelegten Theorien lassen so etwas wie ein proletarisches Bewusstsein entstehen, die Arbeiterbewegung erhält Auftrieb. Zur Erinnerung an die toten Streikenden von Chicago beschließen Gewerkschaften und Arbeiterparteien 1889 auf dem Zweiten Internationalen Arbeiterkongress in Paris, für den 1. Mai zu einer internationalen Demonstration aufzurufen. Zu ihren wichtigsten Forderungen gehören auch hier der Acht-Stunden-Tag sowie Lohnerhöhungen und verbesserte Arbeitsbedingungen.
Am 1. Mai 1890 werden auch in Deutschland die ersten „Maispaziergänge“ sowie Streiks und Proteste verzeichnet. Die im Mai 1863 gegründete SPD beschließt im Oktober 1890, den 1. Mai zum „Tag der Arbeiterbewegung“ zu machen. Erst nach dem 1. Weltkrieg erklärt die Weimarer Nationalversammlung den 1. Mai 1919 zum Feiertag. Er wird „dem Gedanken des Weltfriedens, des Völkerbundes und des internationalen Arbeiterschutzes“ geweiht – kann sich in den Folgejahren aber nicht als regelmäßiger Feiertag halten.
Es sind die Nationalsozialisten, die nach ihrer Machtergreifung 1933 den 1. Mai als „Tag der nationalen Arbeit“ wieder als Feiertag einführen. Für den arbeitsfreien Tag wird sogar eine Lohnfortzahlung gewährt. Mit diesem Schachzug gelingt es den Nazis, große Teile der Arbeiterschaft auf ihre Seite zu ziehen und damit gleichzeitig die (unliebsamen) Gewerkschaften zu schwächen und sie im weiteren Verlauf im Zuge der Gleichschaltung zu entmachten.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wird der 1. Mai vom Alliierten Kontrollrat im April 1946 für das besetzte Deutschland als Feiertag bestätigt. Mit der zunehmend tieferen Spaltung Deutschlands wird der 1. Mai in Ost und West bald unterschiedlich begangen. Während in der SBZ bzw. der späteren DDR staatliche organisierte Feiern und Paraden dominieren, wird der „Tag der Arbeit“ im Westen vor allem von den Gewerkschaften für politische Kundgebungen genutzt.