Tag des fairen Handels: Die GEPA als Pionier
Sonntag, 12.05.2024
Das Geschäft mit fair gehandelten Produkten boomt: Im Jahr 2022 lag der Umsatz in Deutschland bei 2,4 Mrd. Euro – ein neuer Rekord. Die Wurzeln dieser Erfolgsgeschichte reichen zurück bis in die 1970er Jahre und zu den sogenannten „Hungermärschen“ damals.
Kirchliche Jugendverbände protestierten Anfang der 70er Jahre gegen ein Handelssystem, das die Länder der „Dritten Welt“ nur als Rohstofflieferanten sah, ihnen die Preise diktierte und sie ausbeutete. Aus dieser „Graswurzel-Bewegung“ entstand in Laufe der Zeit Großes. Von diesen Anfängen berichtet zum Beispiel Berthold Burkhardt, damals Jugendreferent im Dekanat Pforzheim, auf der Internetseite des evangelischen Hilfswerks Brot für die Welt: „1970 zogen wir in Hungermärschen durch die Städte und über die Dörfer. Vorher haben wir Sponsoren gesucht, die für jeden Kilometer einen bestimmten Betrag spendeten. Wenn man dann 20 Kilometer gelaufen war, hatte man eine hübsche Summe zusammen, die an bestimmte Hilfsprojekte gespendet wurde. Wir sammelten dabei aber nicht nur Geld, sondern wollten auch darauf aufmerksam machen, dass noch immer ein nachkoloniales Ausbeutungssystem existierte. (...) Das haben wir angeprangert.“
Diese „Hungermärsche“ waren gewissermaßen die Geburtshelfer des Fairen Handels. Ab September 1970 verkauften Kirchengemeinden und Aktionsgruppen fair gehandeltes Kunsthandwerk aus Asien, Afrika und Lateinamerika an. Kurze Zeit später gab es dann auch fair gehandelten Kaffee zu kaufen - das bis heute erfolgreichste Produkt. 1973 wurde in Stuttgart der erste „Weltladen“ eröffnet. In diesen Fachgeschäften, die zu Beginn noch „Dritte-Welt-Läden“ hießen, werden bis heute ausschließlich Produkte aus fairem Handel angeboten. Aktuell engagieren sich in den bundesweit rund 900 Weltläden etwa 10.000 Menschen.
Nach Angaben des Statistik-Portals "Statista" verzeichnet der Handel mit Fairtrade-Produkten in Deutschland schon seit zwei Jahrzehnten einen regelrechten Boom mit zum Teil zweistelligen Zuwachsraten. So ist der Umsatz mit Fair-Trade-Produkten allein in Deutschland zwischen 1993 und 2018 von 29 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen. Aktuell liegt er für das Jahr 2022 bei 2,4 Milliarden Euro.
Von dem Trend profitiert auch das Fair-Handelsunternehmen GEPA mit Sitz in Wuppertal. Die "Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt" wurde am 14. Mai 1975 vom Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED), Misereor und der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Dritte-Welt-Läden ins Leben gerufen. Im Laufe der Jahre sind neue Gesellschafter hinzugekommen: die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), das Kindermissionswerk „Die Sternsinger" und das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt". Eigenen Angaben zufolge ist die GEPA europaweit das größte Unternehmen, das direkt mit Kleinproduzenten zusammenarbeitet und dabei großen Wert auf die Einhaltung internationaler Standards des fairen Handels legt. Hierzu zählt u.a. die Überprüfung der Lieferketten.
Der faire Handel zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit den Bauern und Handwerksbetrieben in Entwicklungsländern langfristige Lieferverträge abgeschlossen werden (z.B. für Kaffee- und Kakaobohnen, aber auch für Blumen, Reis, Weine, handgenähte Fußbälle u.v.m.), so dass der Erlös für die Produzenten nicht den kurzfristigen Schwankungen der Weltmarktpreise unterliegt. Auch ist die Bezahlung generell höher, es wird auf umweltschonende Produktionsmethoden geachtet und die Produzenten werden strukturell unterstützt – z.B. bei der Anschaffung von Maschinen. So werden aus billigen Zulieferern gleichberechtigte Handelspartner, die sich Dank fairer Preise eine dauerhafte Existenzgrundlage aufbauen können. Zu erkennen sind fair gehandelte Produkte, die es mittlerweile auch in Supermärkten zu kaufen gibt, u.a. an dem TransFair-Siegel (www.transfair.org).
Der Tag des Fairen Handels findet jährlich am zweiten Samstag im Mai statt – in diesem Jahr also am 11. Mai 2024. Der Aktionstag wurde 1996 als europäischer Weltladen-Tag vom Network of European Worldshops (NEWS!) ins Leben gerufen. Seit 2001 ist er als internationaler Tag des Fairen Handels bekannt und wird von der World Fair Trade Organization (WFTO) weitergeführt, um fairen Handel als konkreten Beitrag zur Bekämpfung von Armut, Ausbeutung, Klimawandel und der Wirtschaftskrise zu feiern.