Theodizee: Warum lässt Gott das Leid zu?
Sonntag, 18.05.2014
Im November 2013 verwüstete der Taifun "Haiyan" weite Teile der Philippinen. Der Sturm tötete etwa 6.000 Menschen, machte Millionen obdachlos und hinterließ – wie auch andere Katastrophen vor und nach ihm – die Frage: "Warum lässt Gott das zu?"
Auch nach 2000 Jahren Christentum hat sich darauf noch keine Antwort gefunden. Bis heute wird die so genannte Theodizee-Frage deshalb immer noch diskutiert. Theodizee bedeutet übersetzt "Rechtfertigung Gottes". Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, warum Gott das Leiden zulässt, wenn er doch die Potenz ("Allmacht") und den Willen ("Güte") besitzen müsste, das Leiden zu verhindern?
Wer Antworten darauf in der Bibel sucht, wird dort nicht fündig werden, erklärt z.B. der Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland, Dr. Frank Vogelsang: "Die Bibel ist nun kein Buch, das einen Katalog von Antworten hätte (…) Die Bibel ist eher ein Schatz von Aussagen von Menschen, die Ähnliches erlitten haben, wie man selber. (…) Und was man lernen kann ist in der Bibel, dass man Fragen stellt, wie auch die Menschen früher Fragen gestellt haben, und diese Fragen aushält."
Manche halten Leidenserfahrungen für so etwas wie göttliche Prüfungen, für andere wiederum ist das Leid in der Welt ein Beweis dafür, dass es gar keinen Gott gibt. Eine weitere Erklärungsvariante ist die, dass der menschliche Verstand einfach nur viel zu klein ist, um Gottes Handeln zu begreifen. Eine gute Übersicht über die Theodizee-Debatte gibt die Seite http://www.kernfragen-des-glaubens.de/15-theodizee-gott-entschuldigen/
Wo sich Leid nicht erklären lässt, wird Trost um so wichtiger, meint der Theologe und Wissenschaftler Dr. Frank Vogelsang, und erinnert in dem Zusammenhang an die Notfallseelsorger der Kirchen: "Zunächst können sie signalisieren, dass diese Menschen, die das Leid erleben nicht allein sind. (…) Und man kann versuchen, gemeinsam (…) einen Weg aus diesem Leid herauszufinden."