Theologie auf Instagram: Merle hat 1.500 Follower
Sonntag, 14.11.2021
An den Universitäten im Land wächst gerade eine ganz neue Theologen-Generation heran: Nämlich eine, für die Instagram, Twitter oder Facebook mindestens genauso wichtig sind, wie die Kanzel in der Kirche. Ihnen geht es um Vernetzung, aber auch Verkündigung
Merle Niederwemmer studiert in Bonn Evangelische Theologie und teilt ihre Gedanken rund um Gott und die Welt über ihren Instagram-Account, der passenderweise @beseeltsein heißt. Neben Fotos, Memes und längeren Blogbeiträgen gibt es bei ihr auch immer mal wieder Stoff zum Nachdenken und Aufrufe zur Interaktion, erzählt sie im Interview: „Ich habe eine Reihe gemacht, da habe ich mich in einer Zeit befunden, in der ich unglaublich viel an Gott gezweifelt habe: Und hab meine Followerschaft gefragt: Woran zweifelt ihr? Oder wann zweifelt ihr?“
Die Reaktionen darauf waren so verschieden wie ihre Follower: „Die über 1.500 kenne ich jetzt nicht alle persönlich. Ich weiß, dass es Freundinnen und Freunde aus der Heimat sind, es sind ganz normale Menschen, die sich für Theologie interessieren, aber natürlich auch andere Theologinnen und Theologen. Es ist ein breit gefächertes Publikum. Manche interessieren auch eher dafür, was ich für Klamotten trage, wenn ich sage, ich fahr jetzt zur Uni und hab da ein Bild vor dem Spiegel, und manche interessiert halt mehr das Theologische.“
Merle Niederwemmer freut sich über diese Vernetzung. Über ihren Instagram-Account hat sie u.a. eine Poetry-Slammerin kennengelernt, die ihr zur guten Freundin wurde. Auch mit katholischen Influencerinnen steht sie im Kontakt und Austausch. Hier überrascht sie immer wieder, „dass man doch irgendwie die gleiche Vision von Kirche hat, obwohl man aus komplett verschiedenen Ecken kommt.“
Im Kontakt mit ihrer Community spart die 26jährige Theologiestudentin auch Reizthemen nicht aus. In den Diskussionen trenden ihrer Beobachtung nach gerade drei Themen besonders: „Gleichberechtigung spielt ne ganz große Rolle. Sexualethik auch, was sagt Kirche dazu? Und dann ist momentan auch ganz viel Diskussion: Wie gehen wir mit freikirchlichen Gemeinden um? Wie können sich liberale und konservative Christinnen und Christen treffen? Wo gibt es Schnittmengen? Und wo ist wirklich auch Diskurs gebraucht?“
Bei Instagram tummeln sich noch zahlreiche andere Theologinnen und Theologen. Unter @pfarrerausplastik und @sarahs_liste findet man zum Beispiel zwei junge Geistliche aus Stuttgart, die einen Teil ihrer (Gemeinde)Arbeit ins Netz verlegt haben – mit dem Segen ihrer Landeskirche. Pfarrer Nicolai Opifanti und Pfarrerin Sarah Schindler haben jetzt einen offiziellen Dienstauftrag für ihre Social-Media-Auftritte, die sie bisher in der Freizeit gemacht haben. Noch mehr Pfarrerinnen und Pfarrer, die auf den verschiedenen Social Media-Plattformen unterwegs sind, findet man gesammelt unter https://yeet.evangelisch.de/