Trauercafés: Den Weg zurück ins Leben finden
Sonntag, 24.11.2024
In vielen Städten und Gemeinden in NRW bieten die Kirchen Anlaufstellen für Trauernde an, die einen Angehörigen, Verwandten oder Freund verloren haben. Die Angebote sind in der Regel offen für alle Altersgruppen und Konfessionen.
In Trauercafés, Gesprächskreisen und Trauergruppen finden Trauernde unabhängig davon, wie lange ihr Verlust schon zurück liegt, Zeit, Raum und Gesprächspartner, um ihre Trauer ausleben, sich austauschen und ggf. Hilfe bekommen zu können.
Das im Beitrag vorgestellte Trauercafé der Ev. Kirchengemeinde Bochum-Werne findet an jedem 1. Montag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Erich-Brühmann-Haus statt (Kreyenfeldstraße 36 in 44894 Bochum). Nächster Termin ist Montag, 2. Dezember 2024. Kontakt: Pfarrerin Gisela Estel, Telefon 0234 261503, E-Mail: Gisela.Estel@ekvw.de . Weitere Trauercafés und –gruppen finden Interessierte auf der Internetseite von www.trauernetz.de . Hier findet am Ewigkeitssonntag (24.11.2024) auch wieder eine Chatandacht statt, um in virtueller Gemeinschaft der Verstorbenen zu gedenken. Die Andacht beginnt um 18 Uhr. Der Zugang ist jedoch schon ab 17:45 Uhr über einen Link auf der Website von trauernetz.de geöffnet.
Die im Jahr 2002 von der Evangelischen Kirche im Rheinland gestartete Internetseite trauernetz.de war seinerzeit der erste virtuelle Trauerraum einer Kirche im deutschsprachigen Raum. Hinter der Adresse verbergen sich Gebete, Bibelverse, meditative Texte, Lyrik und Musik zu Gefühlen wie Angst, Wut oder Einsamkeit, denen sich Trauernde oft hilflos ausgesetzt fühlen. Das Angebot soll Trauernde dazu anregen, über die eigenen, oft widersprüchlichen Gefühle nachzudenken – als erster Schritt zur Trauerbewältigung.
Spezielle Trauerangebote gibt es außerdem für Eltern, die ein Kind verloren haben. Der Bundesverband Verwaiste Eltern in Deutschland e.V. ist ein Zusammenschluss betroffener Eltern und verfügt über ein Netzwerk von 400 Gruppen in ganz Deutschland. Mehr Infos unter www.veid.de
INFO: Die vier Phasen der Trauer:
Der Tod eines Menschen ist immer ein "seelischer Tiefschlag": Die Welt scheint still zu stehen, und viele Hinterbliebene sind gerade in den ersten Stunden wie gelähmt, manche können nicht einmal weinen. Diese erste Phase des nicht-wahrhaben-wollen kann einige Tagen dauern, ehe sie durch eine "kontrollierte Phase" abgelöst wird. Hier dominiert dann die Geschäftigkeit: die Beisetzung muss organisiert, Familie und Freunde müssen benachrichtigt werden. Der Schmerz über den Verlust wird verdrängt, doch spätestens nach der Beerdingung versagen diese Kontrollmechanismen. Der Schmerz kehrt zurück und ein Gefühlschaos macht sich breit: Die Trauernden erleben Angst, Verzweiflung, Apathie, Wut aber auch Schuldgefühle, und sie brauchen jetzt Menschen, die diese Emotionen zulassen und ertragen, ohne billige Ratschläge zu geben.
Das gilt auch für die dritte Trauerphase, in der sich die Betroffenen oft zurückziehen. Sie reden wenig, sind teilnahmslos und fühlen sich innerlich leer. Es ist eine Zeit der "Suche" nach dem Verstorbenen, der gefühlsmäßig immer noch "da" ist: sein Lieblingssessel, der Spazierweg, den man immer gemeinsam gegangen ist … erst nach dieser Suche wird es dem Trauernden möglich, sich wirklich von dem Toten zu trennen. Der Tod wird als endgültig akzeptiert, Schmerz und Erinnerung verwandeln sich in einen kostbaren Schatz, der das Fundament für das "Experiment Zukunft" wird. Die vierte und letzte Phase der Trauerarbeit beginnt: der Weg zurück ins Leben.
Dieser Weg führt also nicht am Leid vorbei, sondern durch das Leid und Leiden hindurch. Und als Christen dürfen wir wissen, dass wir auf diesem Weg nie allein sind. Denn Jesus verspricht: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid – ich will euch erquicken".