trauriges Datum: Welttag gegen Kinderarbeit
Sonntag, 10.06.2018
Die jüngsten Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) vom September 2017 machen das weltweite Ausmaß von Kinderarbeit deutlich: In der Altersgruppe zwischen fünf und 17 Jahren sind demnach 152 Millionen Kinder betroffen.
Die höchste Zahl von Kinderarbeitern findet sich laut IAO in Afrika (72,1 Millionen Kinder), gefolgt von Asien und dem Pazifik (62 Millionen Kinder), dem amerikanischen Kontinent (10,7 Millionen Kinder), Europa und Zentralasien (5,5 Millionen Kinder) und den arabischen Staaten (1,2 Millionen Kinder). Weiter heißt es: "Geschätzt ein Drittel der Kinder im Alter zwischen fünf und 14 Jahren, die Kinderarbeit verrichten, gehen nicht zur Schule. 38 Prozent der Kinder in diesem Alter befinden sich in gefährlicher Arbeit und fast zwei Drittel von ihnen im Alter von 15-17 Jahre arbeiten mehr als 43 Stunden in der Woche."
Haupteinsatzgebiet der Kinderarbeiter ist die Landwirtschaft, in der gut 70% aller Kinder schuften müssen, gefolgt vom Dienstleistungssektor, in dem gut 17% beschäftigt sind (Groß- und Einzelhandel, Hotels, Gaststätten oder häusliche Dienste). Weitere knapp 12% arbeiten in der Industrie. Die Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes spricht von 72 Millionen Mädchen und Jungen, die einer gefährlichen Arbeit nachgehen, zum Beispiel in Minen, Steinbrüchen oder auf kommerziellen Plantagen. Viele leisteten Nachtarbeit oder hätten viel zu lange Arbeitszeiten.
Einmal im Jahr erinnert der "Welttag gegen Kinderarbeit" am 12. Juni an den Skandal. Etliche Organisationen aus Deutschland – darunter vor allem kirchliche oder christliche – versuchen nicht nur, die Öffentlichkeit für das Problem zu sensibilisieren, sondern leisten mit ihren Projekten vor Ort auch ganz praktisch Hilfe für die Betroffenen. Das gilt für die katholischen Hilfswerke Adveniat oder Missio ebenso wie für "Brot für die Welt" oder die Kindernothilfe auf evangelischer Seite.
"Die Ursache der Kinderarbeit ist fast immer in der Armut der Familie zu sehen", so Christian Herrmanny, stellvertretender Pressesprecher der Kindernothilfe – einem christlichen Verein mit Sitz in Duisburg: "Die Eltern suchen sich nicht aus, dass die Kinder in den Steinbruch müssen oder in die Mine geschickt werden, weil das so schön ist, sondern die Familien haben wirklich große Not. Sie wissen nicht, wie sie den nächsten Tagen überleben sollen und dann ist häufig die einzige Möglichkeit über den Tag zu kommen (...), indem die Kinder mitarbeiten gehen, mit den Eltern zusammen."
Die Hilfsorganisationen sind sich weitgehend darin einig, dass Bildung ein wichtiger Schlüssel ist, um die Kinder und ihre Familien aus dem Teufelskreis der Kinderarbeit zu befreien. Christian Herrmanny sagt dazu: "Wir müssen sowohl die Kinder aus dieser schweren ausbeuterischen Arbeit befreien und auf der anderen Seite müssen wir den Eltern Einkommensperspektiven ermöglichen, sodass sie die Kinder gar nicht mehr arbeiten schicken müssen, sondern ihnen Schulbildung (…) ermöglichen können."
Einen differenzierten Ansatz verfolgt die Christliche Initiative Romero mit Sitz in Münster. Gemeinsam mit Terre des Hommes, dem Nord-Süd-Netz des DGB und dem Kinderrechtsexperte Prof. Dr. Manfred Liebel gründete sie 1997 den Zusammenschluss "ProNATs". Die Abkürzung steht für "Pro los Niños y Adolecentes Trabajadores" (Für die arbeitenden Kinder und Jugendlichen). Auf der Internetseite der Christlichen Initiative Romero heißt es dazu: "ProNATs sieht sich mit den Bewegungen und Organisationen der arbeitenden Kinder und Jugendlichen in Lateinamerika, Afrika und Asien verbunden. Gemeinsam mit ihnen setzt sich ProNATs gegen jede Form der Ausbeutung, Ausgrenzung und Misshandlung ein, ohne hierbei jedoch Kinderarbeit grundsätzlich ächten zu wollen."