Ukraine-Krieg: Menschen beten für Frieden
Sonntag, 06.03.2022
Am 24. Februar 2022 sind auf Befehl des russischen Präsidenten Wladimir Putin russische Truppen in das Nachbarland Ukraine einmarschiert. Dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg stößt weltweit auf Empörung und Ablehnung.
Die 27 EU-Staaten haben kurzfristig eine ganze Reihe von Sanktionen gegen Russland beschlossen, die das Land isolieren und vor allem wirtschaftlich hart treffen sollen. Nach Angaben der Tagesschau betreffen die Strafmaßnahmen „unter anderem die Bereiche Energie, Finanzen und Transport. Zudem soll es Exportkontrollen für bestimmte Produkte sowie Einschränkungen bei der Visapolitik geben.“ Schnelle Reaktionen auf den russischen Einmarsch gab es aber auch auf anderen Ebenen.
Im sportlichen Bereich entschied der Fußballverein Schalke 04, nicht mehr mit dem Logo seines russischen Sponsors „Gazprom“ aufzulaufen. Der Verband FIA hat das für September geplante Formel 1-Rennen im russischen Sotchi abgesagt. Ähnliches gilt für das im Mai geplante Finale der Fußball-Champions-League: Statt in Putins Heimatstadt St. Petersburg wird es auf Beschluss der UEFA nun in Paris stattfinden. Und die Europäische Rundfunkunion hat am 25. Februar entschieden, dass Russland nicht am 66. Eurovision Song Contest teilnehmen darf.
Unterdessen hat das westliche Verteidigungsbündnis NATO seine Ostflanke deutlich verstärkt, u.a. durch US-Truppen und Militärjets in Lettland sowie deutsche Soldaten in Litauen. Auch die Verlegung weiterer Kampfjets vom Typ Eurofighter nach Rumänien ist offenbar in Planung. Trotz der erhöhten Einsatzbereitschaft und Präsenz westlicher Truppen in der Nähe der Ukraine wird die NATO eigenen Angaben zufolge aber nicht selber aktiv in die dortigen Kämpfe eingreifen. Zur Begründung hieß es: Die Ukraine sei kein NATO-Mitglied, ein Angriff auf das prowestliche Land könne daher nicht den Verteidigungsfall nach Artikel 5 des NATO-Vertrages auslösen. Ein Kampfeinsatz der NATO, wie er von der ukrainischen Regierung gefordert wird, wäre mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Präsident Putin hat in einer Rede mit nie da gewesenen Konsequenzen gedroht, sollte sich das Ausland in seine Militäroperation in der Ukraine einmischen. Sicherheitsexperten deuten dies als Drohung Russlands, notfalls auch Atomwaffen einzusetzen.
Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus haben den Angriff Russlands auf die seit Anfang der 1990erJahre unabhängige Ukraine scharf verurteilt. In einer Presseerklärung zeigte sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, erschüttert: „Grenzen zwischen Ländern werden verschoben, die Souveränität von Nationen wird missachtet, Völkerrecht wird gebrochen und der Friede auf unserem Kontinent aufs Spiel gesetzt. Drohungen mit militärischer Übermacht und die willkürliche und gewaltsame Verschiebung vertraglicher anerkannter Grenzen haben im 20. Jahrhundert unsägliches Leid auch und gerade über die Völker in Mittel- und Osteuropa gebracht, das auch und gerade von Deutschland ausging. Wir sind gewiss: Sie können keine Mittel internationaler Politik sein und dürfen es nie wieder werden.“
Unzählige Kirchengemeinden in ganz Deutschland zeigen sich solidarisch mit der Ukraine. Sie organisieren seit dem ersten Tag des Angriffs regelmäßige Friedensgebete und läuten zur Mahnung die Kirchenglocken. Die EKD hatte außerdem für Sonntag, 27. Februar, um 13 Uhr zur Teilnahme an einer zentralen Kundgebung in Berlin aufgerufen. Rund 30 weitere Organisationen unterstützten den Aufruf, darunter der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und kirchliche Organisationen wie „Brot für die Welt“ und Pax Christi sowie der Friedensbeauftragte des Rates der KD, der mitteldeutsche Bischof Friedrich Kramer.
Zu der Kundgebung an der Siegessäule seien 20.000 Menschen angemeldet, sagte im Vorfeld der Geschäftsführende Vorstand der Kampagnen-Plattform Campact, Christoph Bautz, als einer der Initiatoren am Freitag (25.2.) bei einer Online-Pressekonferenz. Tatsächlich zählten die Veranstalter am 27. Februar mehr als 100.000 Teilnehmer. Die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, hielt auf der Kundgebung eine bewegende Ansprache, die auch bei YouTube zu sehen ist. Auch der Kölner Rosenmontagszug am 28. Februar wurde zu einer Friedensdemo umgewidmet, an der 250.000 Menschen teilnahmen.
Nachdem eine Resolution gegen Russland im UN-Sicherheitsrat am Veto der russischen Vertreter gescheitert war, trat am 1. und 2. März 2022 die UN-Vollversammlung zusammen, um über eine neue Resolution abzustimmen. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen: es gab 141 Ja-Stimmen, 35 Enthaltungen und nur fünf Nein-Stimmen. Ablehnung für die Resolution, die den Angriff Russlands auf die Ukraine verurteilt, kam aus Eritrea, Nordkorea, Belarus, Syrien und Russland selbst.