Unterwegs mit der Truckerseelsorge

von Matthias Huttner

Sonntag, 09.06.2024

einsamer Lastwagen fährt über die Autobahn
Beitrag anhören

So freie Fahrt wir auf diesem Bild haben LKW-Fahrer selten. Viel öfter bringen Staus und hohes Verkehrsaufkommen ihren Zeitplan durcheinander. (Foto: Pixabay)

Nach Angaben des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) donnern täglich etwa 1,3 Millionen LKW über die deutschen Autobahnen. Die Fahrer transportieren fast alles – von Lebensmitteln bis zu Chemikalien. Staus, Unfälle und Zeitdruck sind ihre ständigen Begleiter.

Nach Angaben der „Tagesschau“ verdienen Lkw-Fahrer, die bei deutschen Transportunternehmen fest angestellt sind, zwischen 2800 und 3000 Euro brutto plus steuerfreier Spesen. Angesichts der Belastungen, denen sie ausgesetzt sind, ist das vergleichsweise wenig. Trotzdem müssen sie Liefertermine einhalten, was angesichts von Staus und hohem Verkehrsaufkommen genauso schwierig ist, wie abends einen Parkplatz auf einem der oft überfüllten Rastplätze zu finden.

Noch schlechter dran sind ihre Kollegen aus Osteuropa, die mit etwa 1.600 Euro nur die Hälfte ihrer deutschen Kollegen verdienen und darüber hinaus oft nicht fest angestellt sind, sondern auf der Basis von sogenannten Dienstleistungsverträgen als (schein)selbständige Lkw-Fahrer arbeiten. Ihre Auftraggeber sparen so die Sozialausgaben und können Transportfahrten günstiger anbieten. Dass dies mit einem „Sozialdumping“ und starken Wettbewerbsverzerrungen einhergeht, scheint sie nicht zu stören. In der Speditionsbranche gilt: Wer am billigsten ist, bekommt den Auftrag.

Viele LKW-Fahrer – deutsche wie ausländische – sind auf ihren Touren quer durch Europa oft wochenlang unterwegs, können in dieser Zeit ihre Familien nicht sehen und müssen mit vielen Einschränkungen leben. Geduscht wird auf dem Rastplatz, geschlafen in der engen Kabine hinter dem Fahrersitz. Viele essen sogar im Führerhaus ihres LKW, kochen dort Kaffee, schauen Fernsehen oder surfen im Internet. Über Tage und Wochen wird so der Arbeitsplatz gleichzeitig zum Zuhause.

Diese schwierigen Arbeitsbedingungen werden sowohl von der katholischen wie auch der evangelischen Kirche gesehen. Sogenannte „Trucker-Seelsorger“ beider Konfessionen begleiten die Fernfahrer deshalb, besuchen sie auf den Rastplätzen der Republik, bieten kostenlose Snacks und Getränke an und stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Einer von ihnen ist Diakon Martin Heubach aus Rot am See. Zusammen mit einem Team von Ehrenamtlichen bietet er in der Zeit von April bis Ende September einen monatlichen Trucker-Treff am Parkplatz neben der Autobahnkapelle Christophorus an (an der A6, Parkplatz Kochertalbrücke Süd).

Über die Fernfahrer sagt er: „Früher waren sie die Könige der Landstraße, und heute sind sie eigentlich die Deppen der Nation. Getrieben von »just in time« und von der Lagerhaltung auf den LKWs mit vielen Staus, Unfällen – denen wollen wir einfach Danke sagen mit unserem Angebot.“ Zu Heubachs Team gehören u.a. auch Marina und ihr Mann Eduard. Die beiden gehen auf dem Autobahnrastplatz von LKW zu LKW und sorgen sich um Leib und Seele der Fahrer: „Wir haben immer unseren Bollerwagen dabei, bieten Brötchen und Getränke an, und dann haben wir auch die »Truckerbibel« in verschiedenen Sprachen dabei, die wir verschenken. Und manchmal kann man mit den Leuten sogar beten.“

Sonntag, 09.06.2024