Verfolgte Christen

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 17.02.2019

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Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz setzt sich Bischof Ludwig Schick weltweit für verfolgte Christen ein. Und macht immer wieder auf dieses Thema aufmerksam. Genau wie ACAT, die vor 35 Jahren in NRW gegründet wurden.

INFO: Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 formuliert in Artikel 18: Jeder Mensch soll seinen Glauben privat und öffentlich leben, Gottesdienste feiern, religiöse Riten ausüben und seine Religion wechseln können. Ebenso hat jeder Mensch das Recht, keine Religion zu haben. Dennoch werden heute viele Menschen wegen ihrer Religion oder Weltanschauung bedrängt und verfolgt und können ihren Glauben nicht ungehindert praktizieren. Darauf macht auch die 2012 ins Leben gerufene Initiative „Solidarität mit verfolgten und be­drängten Christen in unserer Zeit“ aufmerksam. In Ländern wie Vietnam, Pakistan oder China sind solche Repressionen Ausdruck einer systematischen Verletzung der Religionsfreiheit, in anderen Ländern werden Gläubige aufgrund ihres Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden bedroht, diskriminiert und manches Mal sogar ermordet.

In der ACAT (Action des Chrétiens pour l’Abolition de la Torture / Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter) engagieren sich Christen der verschiedenen Konfessionen - Laien, Ordensleute, Geistliche und klösterliche Gemeinschaften. Die internationale christliche Menschenrechtsorganisation setzt sich mit Briefaktionen und Gebet für ihre Ziele ein, fordert die weltweite Abschaffung der Todesstrafe und die Berücksichtigung der Menschenrechte in der Flüchtlings-, Innen- und Außenpolitik und ermutigt Christen und Kirchen zu einem glaubwürdigen Engagement gegen Folter und Todesstrafe.
Seit den Anfängen 1974 in Paris (ACAT-France) entstanden weitere nationale ACAT-Organisationen in der Schweiz (1981), Deutschland (1984) und Italien (1987). Im selben Jahr schlossen sich die ersten 10 nationalen ACATs (Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Schweiz und Spanien) zur Internationalen ACAT-Föderation (FIACAT) zusammen. Sie erhielten den Beraterstatus einer Nichtregierungsorganisation (NRO, NGO) in den Menschenrechtsgremien des Europarates (1987) und bei den Vereinten Nationen (1989) und später auch in der Afrikanischen Menschenrechtskommission. Insgesamt 33 nationale Organisationen arbeiten in ihren Aktionen eigenverantwortlich mit anderen Menschenrechtsorganisationen in ihren jeweiligen Ländern zusammen. Wichtig ist ihnen neben der politischen Aktion auch eine geistliche Dimension: Zur Vertiefung ihres Glaubens treffen sich die Mitglieder regelmäßig in kleinen Gruppen, in nationalen und internationalen Seminaren und theologischen Kolloquien. Die Briefaktionen im Juni 2018 gelten Fällen in Burundi & Italien.
LINKS: FIACAT - internationale ACAT-Föderation, ACAT Deutschland, ACAT-Schweiz

Jeder siebte Christ weltweit diskriminiert: Auch das Hilfswerk „Kirche in Not“ machte in seinem 14. Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ (November 2018, Rom) auf erhebliche Unterdrückung von Christen und anderen Religionsgemeinschaften weltweit aufmerksam. In jedem fünften Land gibt es danach schwere oder extreme Verletzungen der Religionsfreiheit. In 21 Staaten - darunter Nordkorea, Saudi-Arabien, Nigeria und Afghanistan - werden demnach Gläubige offen verfolgt. Gut 60 Prozent aller Menschen - fast vier Milliarden - leben demnach in Ländern, die Religionsfreiheit nicht respektierten. Am stärksten sind Christen von einer Missachtung der Religionsfreiheit betroffen, faktisch jeder siebte: Fast 300 Millionen von ihnen leiden dem Bericht zufolge unter systematischer Einschüchterung, Misshandlung und Gewalt. Als besonders besorgniserregend wird wachsender Ultranationalismus genannt, der religiöse Minderheiten für eine Bedrohung des Staates hält. Beispiele hierfür seien Indien, China, Nordkorea, Pakistan und Myanmar. Zwar habe die Bedrohung durch radikale Islamisten in einigen Ländern abgenommen, andernorts aber sei sie gestiegen. Dramatisch sei die Lage für Christen auch in Palästina. Im Gazastreifen etwa sei die Zahl der Christen in den vergangenen sechs Jahren um 75 Prozent gesunken. In Europa wachse insbesondere der Antisemitismus, führt der Bericht weiter aus. Er nimmt die Situation in über 190 Ländern in den Blick und dokumentiert die aktuelle Rechtslage sowie Verstöße gegen das Recht auf Religionsfreiheit im Zeitraum von 2016 bis 2018. Kontakt: KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V., Lorenzonistraße 62, 81545 München, Tel. 089 / 64 24 888-0, Fax 089 / 64 24 888-50, E-Mail: info@kirche-in-not.de, Internet: www.kirche-in-not.de

Unser Gesprächspartner: Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, am 22. September 1949 im hessischen Marburg geboren, studierte Theologie und Philosophie in Fulda und Würzburg. Am 15. Juni 1975 wurde er in Fulda zum Priester geweiht und war dann Kaplan in Neuhof (Kreis Fulda). Fünf Jahre später promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Ab 1981 lehrte der Theologe Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda und am Katholischen Seminar an der Philipps-Universität Marburg, von 1985 bis 2002 war er Lehrstuhlinhaber für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät Fulda. 1987 wurde Schick ins Domkapitel von Fulda berufen, drei Jahre später zum stellvertretenden Generalvikar ernannt. Es folgte am 20. Mai 1998 die Ernennung zum Weihbischof von Fulda durch Papst Johannes Paul II. Am 28. Juni 2002 wurde er zum Erzbischof von Bamberg ernannt und am 21. September 2002 ins Amt eingeführt. Seit September 2002 ist der Kirchenrechtler Erzbischof von Bamberg. In der Deutschen Bischofskonferenz leitet er seit September 2006 die Kommission Weltkirche und ist zudem seit 2001 Beauftragter der Bischofskonferenz für die Männerseelsorge. In der Freisinger Bischofskonferenz der bayerischen Bischöfe fungiert er als Stellvertreter des Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx. Internet: https://www.erzbistum-bamberg.de/   

Sonntag, 17.02.2019