Vertraut und tröstlich: Gottesdienst im Altenheim
Sonntag, 26.06.2016
Jeder Fünfte der rund 81 Mio. Bundesbürger ist älter als 65 Jahre. Nicht alle wollen oder können ihren Lebensabend Zuhause verbringen. Für sie stellen allein Diakonie und Caritas in Deutschland über 275.000 Plätze in Alten- und Pflegeheimen zur Verfügung.
Während die beiden kirchlichen Wohlfahrtsverbände in ihren Einrichtungen vor allem für das körperliche Wohlergehen der Senioren sorgen, kümmern sich die Kirchengemeinden vor Ort um die spirituellen Bedürfnisse der Bewohner. Mit regelmäßigen Andachten oder Gottesdiensten, die in den Alten- und Pflegeheimen gefeiert werden, bringen Pfarrer/innen willkommene Abwechslung in den Alltag.
So wie Katrin Naechster, Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin in Ahlen. Alle zwei Wochen feiert sie mit den Bewohnern zweier Altenheime Gottesdienst. Der Ablauf ist bewusst kürzer gehalten als beim "normalen" Gemeindegottesdienst, und es kommen vor allem bekannte Kirchenlieder zum Einsatz, die viele Senioren noch aus früheren Zeiten kennen. Ehrenamtliche Helfer holen die alten Menschen – falls nötig – aus den Wohnbereichen ab, bringen sie in den Gottesdienstraum und bleiben dort oft auch an ihrer Seite.
Die teilweise hoch betagten Senioren erleben den Gottesdienst ganz unterschiedlich, erzählt Katrin Naechster: "Es gibt welche, die sich entspannen und dösen und bei denen ich nicht weiß, wie viel ankommt. Und andere sind da, die erscheinen mir ganz besonders wach und die erlebe ich als sehr, sehr offen und empfänglich." Nach dem Gottesdienst macht die Krankenhausseelsorgerin sehr häufig die Erfahrung, "dass mir Menschen an der Tür, wenn ich sie verabschiede, sehr fest die Hand drücken, mich anstrahlen, sich bedanken, auch inhaltlich Rückmeldung geben zu dem, was sie gehört haben."
Viele alte Menschen haben noch eine starke kirchliche Bindung. Sie sind mit dem christlichen Glauben groß geworden, er ist Teil ihres Lebens. Entsprechend wichtig sind ihnen auch die Gottesdienste, die in den Altenheimen gefeiert werden, sagt Katrin Naechster: "Sie sind etwas, was sie erinnert an Rituale, an Inhalte, die ihnen vertraut sind, die trösten, die viel Halt geben, die (…) ihre Seele nährt, was ihnen auch ne Perspektive gibt über den nahenden Tod hinaus. Das ist auch ein Inhalt, der mir wichtig ist: Immer wieder zu erinnern an die Liebe Gottes, die nicht gebunden ist an diese irdische Existenz, sondern die uns auch noch in eine andere Ebene führt."