Vom DDR-Pastor zum Politiker der Einheit
Dienstag, 01.11.2022
Markus Meckel, am 18. August 1952 im brandenburgischen Müncheberg geboren, war gerade einmal neun Jahre alt, als die Mauer gebaut und damit die deutsche Teilung zementiert wurde. Jahre später war er an den Verhandlungen zur Wiedervereinigung beteiligt.
Bereits in jungen Jahren stand Meckel in Opposition zum SED-Regime der damaligen DDR. Als 17jähriger musste er 1969 seine damalige Schule in Berlin-Mitte aus politischen Gründen verlassen und wechselte an das Kirchliche Oberseminar Potsdam-Hermannswerder, wo er 1971 das Abitur ablegte. Er verweigerte den Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) und studierte stattdessen von 1971 bis 1978 evangelische Theologie an den vom Staat unabhängigen kirchlichen Hochschulen in Naumburg (Saale) und Berlin. 1980 trat er sein zweijähriges Vikariat in Vipperow (Kreis Röbel/Müritz) an, wo er anschließend auch bis 1988 als Pastor tätig war.
Noch vor dem Mauerfall am 9. November 1989 gründete Meckel zusammen mit Martin Gutzeit am 7. Oktober 1989 die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP), die sich gut ein Jahr später am 27. September 1990 mit der westdeutschen SPD vereinigte. Parallel arbeitete Meckel an verschiedenen „Runden Tischen“ mit und wurde im März 1990 bei den ersten freien Wahlen in der DDR als Abgeordneter in die Volkskammer gewählt.
Als Außenminister der ersten und einzigen frei gewählten Regierung der DDR war Markus Meckel dann zwischen April und August 1990 u.a. auch den Verhandlungen mit der westdeutschen Regierung unter Helmut Kohl beteiligt, deren Ergebnisse schließlich in dem sogenannten Einheitsvertrag festgehalten wurden.
Das letzte Wort hatte in der Frage die Volkskammer der DDR, die am 22. August 1990 zu einer von DDR-Ministerpräsident de Maizière beantragten Sondersitzung zusammenkam. Die Beratungen begannen um 21 Uhr, und die teils hitzig geführten Debatten dauerten bis tief in die Nacht. Erst am frühen Morgen des folgenden Tages konnte die damalige Präsidentin der Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl, um 2:30 Uhr das Abstimmungsergebnis bekanntgeben.
Von den abgegebenen 363 Stimmen war keine ungültig. Die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten (294) stimmte mit „ja“, 62 mit „nein“ und sieben enthielten sich der Stimme. Entsprechend stellte die Präsidentin Sabine Bergmann-Pohl schließlich fest: „Die Volkskammer erklärt den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes mit der Wirkung vom 3. Oktober 1990.“ So wurde das Datum zum neuen „Tag der Deutschen Einheit“. Der frühere Einheitstag, der in Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR am 17.6.1953, immer am 17. Juni gefeiert worden war, entfiel damit.