Vorwurf Kollaboration: Verein wehrt sich
Sonntag, 14.05.2017
Private Hilfsorganisationen, die im Mittelmeer Flüchtlinge aus Seenot retten, arbeiten mit Schlepperbanden zusammen, sagt ein italienischer Staatsanwalt. Die betroffenen NGOs weisen das zurück – auch der Verein "Jugend rettet" wehrt sich.
Die in Berlin ansässige Organisation mit Kontakten in fast ganz Europa wurde am 3. Oktober 2015 gegründet. Seit Juli 2016 ist "Jugend rettet" mit einem eigenen Schiff – einem umgebauten Fischtrawler – auf dem Mittelmeer unterwegs, um Flüchtlinge zu retten, die in Seenot geraten sind. Zwischen Juli und November 2016 absolvierte die "Iuventa" sieben solcher Rettungsmissionen. Dabei konnte die 13köpfige Crew insgesamt mehr als 6.500 Schiffbrüchige retten.
Mit ähnlichen Absichten sind nach Angaben des "Handelsblatt" derzeit mindestens neun weitere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) vor der libyschen Küste aktiv – darunter Sea-Eye und Sea Watch aus Deutschland sowie "LifeBoat" und "SOS Méditerranée". Ihnen wie auch dem Verein "Jugend rettet" wirft der italienische Staatsanwalt Carmelo Zuccaro vor, sie würden bei der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer mit libyschen Schleppern zusammenarbeiten.
Einem Bericht zufolge zitiert die italienische Tageszeitung "La Stampa" den Staatsanwalt mit den Worten: "Wir haben Beweise dafür, dass es direkte Kontakte zwischen einigen Nichtregierungsorganisationen und Schleppern in Libyen gibt." Die so kritisierten NGOs weisen diesen Vorwurf jedoch scharf zurück. Die Organisation Sea Watch erwägt sogar eine Verleumdungsklage gegen den Juristen. Ihr Sprecher Ruben Neugebauer sagte der Deutschen Presseagentur: "Er verbreitet falsche Vorwürfe hinsichtlich unserer humanitären Arbeit. Das beleidigt all unsere privaten Spender und alle Menschen, die unsere Arbeit ermöglichen." Wie der Nachrichtensender n-tv berichtet, hat der Staatsanwalt seine Aussage, er habe "Beweise", inzwischen zurückgezogen.
Auch Pascal Eschweiler aus Mönchengladbach, der sich als Botschafter für "Jugend rettet" engagiert, stellt im Interview mit PEP klar: "Ich kann aus sicherer Quelle sagen: Es gibt keinen Funkkontakt zwischen Schlepperbanden und unserer Organisation, wir sprechen uns mit keinen Schlepperbanden ab. (…) Wir retten halt die Leute aus dem Mittelmeer, aus der Seenot. Nur weil vielleicht Schlepperbanden darauf spekulieren könnten, (…) sagen wir, dass die Menschen deswegen im Mittelmeer nicht ertrinken müssen. Wir setzen da klar auf den menschlichen Aspekt."