Warum spenden guttut – auch dem Spender
Mittwoch, 25.12.2024
Allein im vergangenen Jahr haben die Bundesbürger 12,8 Milliarden Euro für wohltätige Zwecke gespendet. Trotz wirtschaftlicher Abschwächung und hoher Preissteigerung liegt dieses Ergebnis nur um 1,9 Prozent unter dem von 2022.
Dabei ist Geld zu spenden eigentlich paradox. Jedenfalls auf den ersten Blick. Man gibt freiwillig etwas weg, das man doch viel besser selbst behalten könnte. Aber wer schon einmal etwas für einen guten Zweck gespendet hat, der weiß: Es fühlt sich überraschend gut an. Wer großzügig ist, tut also nicht nur anderen etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Beim Geben schüttet unser Gehirn zum Beispiel Glückshormone in Form von Endorphinen aus, und das sogenannte „Helper’s High“ stellt sich ein. Das ist der Moment, wenn man sich nach einer guten Tat innerlich aufrichtet und spürt: „Das war richtig. Das war gut.“
Ein Hauptmotiv für das Spenden ist der sogenannte Altruismus, also der Wunsch, anderen Menschen zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten und sogar dann zu helfen, wenn es mit persönlichen Kosten oder Nachteilen verbunden ist. Studien zeigen, dass Altruismus eng mit Empathie verknüpft ist: Menschen, die sich in die Not anderer einfühlen können, sind eher bereit zu spenden.
Daneben können aber auch soziale Normen eine Rolle spielen. Menschen spenden, weil sie das Gefühl haben, dass dies in ihrer Gemeinschaft erwartet wird oder weil es ihren persönlichen Werten entspricht, wie etwa Gerechtigkeit oder Mitgefühl. Ein weiteres Spendenmotiv ist die persönliche Betroffenheit, das heißt, Menschen, die selbst oder deren Familien von einer bestimmten Problematik betroffen sind, spenden z.B. gezielt an Organisationen, die sich mit diesem Thema befassen.
Neben diesen eher emotionalen Beweggründen für eine Spende, können auch rationale Erwägungen ins Spiel kommen – u.a. dann, wenn es um besonders hohe Geldspenden geht. Oft verbindet der Spender seine Gabe mit der Hoffnung, an gesellschaftlichem Ansehen zu gewinnen bzw. seine Reputation zu verbessern. Dieses Motiv ist etwa bei Spenden von Unternehmen zu beobachten, die zugleich auch noch finanziell von ihrer Großzügigkeit profitieren können, sofern der Spendenzweck gemeinnützig ist und dadurch Steuervergünstigungen entstehen.
Studien haben gezeigt, das identifizierbare persönliche Schicksale eine höhere Spendenbereitschaft erzeugen, als z.B. rein statistisch oder zahlenmäßig beschriebene Problematiken. Paul Slovic, Psychologieprofessor an der University of Oregon in den USA gehört zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der Spendenmotivation. Er kommt zu dem Schluss: „Wir reagieren stark auf einzelne Menschen in Not. Die haben ein Gesicht, einen Namen, eine Geschichte. Zahlen schrecken uns ab. Sie transportieren keine Gefühle.“
Überhaupt spielt die mediale Berichterstattung eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es darum geht, Spendenbereitschaft zu wecken. In Fällen von Naturkatastrophen wie der Ahrtal-Flut von 2021 ist das mediale Echo besonders groß und lang anhaltend. Die Bilder und Berichte sind eindrücklich, emotional berührend und lösen bei vielen Menschen den Wunsch aus, helfen zu wollen. Wenn dann auch noch gezeigt werden kann, wo und wie diese Hilfe ankommt, wächst die Spendenbereitschaft. Wo dies nicht gezeigt werden kann, sinkt sie, sagt Paul Slovic: „Dann fühlt sich eine Spende an wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Man kann ihre Effekte nicht beobachten.“
Mehr Infos und Fakten über die „Pychologie des Spendes“ gibt es hier.