Warum wir uns lieber in die Tasche lügen
Sonntag, 28.05.2023
Neben denjenigen, die den menschengemachten Klimawandel für eine Lüge halten, gibt es auch solche, die sich mit allen möglichen Ausreden um aktiven Klimaschutz herumdrücken. Der Psychologe Thomas Brudermann hat darüber ein Buch geschrieben.
In „Die Kunst der Ausrede“ analysiert der Nachhaltigkeitsforscher an der Uni Graz 25 weit verbreitete Scheinargumente, die Menschen davon abhalten, klimafreundlich zu leben. Der Münchner oekom-Verlag, in dem das Buch im September 2022 erschienen ist, schreibt dazu in einem Werbetext: „Der Psychologe Thomas Brudermann weiß um die unzähligen Ausreden, die wir parat haben, wenn Klimaschutz zu anstrengend und unbequem wird. In seinem Buch beleuchtet er das menschliche Entscheidungsverhalten und richtet den Blick auf jene psychologischen und verhaltensökonomischen Effekte, die hinter unseren Ausreden stehen. Ein fundierter und zugleich kurzweiliger Einblick in das Feld der Klimapsychologie.“
Eine der Ausreden für die eigene Untätigkeit in Sachen Klimaschutz lautet zum Beispiel: „Es ist ja eh schon zu spät für den Klimaschutz“. Dem entgegnet Brudermann: „Die Frage ist immer: Wofür ist es zu spät? Ja, vielleicht ist es zu spät, um die Gletscher in den Alpen noch zu retten. Aber es gibt sehr viele Dinge, für die ist es noch nicht zu spät. Eine Welt mit + 2° globaler Erwärmung ist viel besser als eine Welt mit + 3°. Jedes Zehntel Grad spielt hier eine große Rolle.“
In einer Rezension für die Internetseite Spektrum der Wissenschaft schreibt Tim Haarmann: „Eines macht der Autor gleich am Anfang seines Buchs deutlich: Niemand hat ein Interesse daran, das Klima bewusst zu schädigen oder sich umweltschädlich zu verhalten. (…) Aber den meisten von uns gelingt ein klimafreundliches Verhalten eher schlecht als recht, was auch an den subtilen psychologischen Mechanismen liegt, mit denen wir uns selbst austricksen. Dass da irgendetwas nicht so ganz richtig läuft, wenn wir auf der einen Seite mit dem Lastenrad auf dem Wochenmarkt lokal einkaufen, penibel Müll trennen und Elektroauto fahren, um uns auf der anderen Seite ausnahmsweise den Flug auf die Kanaren zu gönnen und Produkte vom anderen Ende der Welt liefern zu lassen – das ahnt wohl jeder.“
Hier noch ein paar weitere Stimmen zum Buch: „Thomas Brudermann (...) analysiert die Schwachstellen im Menschen auf eine durchaus unterhaltende Weise und macht von Anfang an klar: Solange wir von der Ausrede leben, wird sich in der Klimakrise nicht viel ändern.“ | „Ein sehr unterhaltsames Buch, dass zur Selbstreflexion über klimabedingte Entscheidungen und Verhalten einlädt und auch für Laien und Nicht-Klimaexperten eine kurzweilige Lektüre bietet.“ | „In seinem aktuellen Buch erfasst Brudermann die 25 beliebtesten Ausreden und zeigt Auswege daraus auf. (...) Wer sich selbst oder andere darin schon entdeckt hat, wird die Lektüre spannend und hilfreich für die nächste Diskussion in Sachen Klimaschutz finden.“