Weihnachten – ein Fest im Wandel

Alle Jahre wieder zu Weihnachten das gleiche Bild: Der Christbaum steht da, wo er immer steht, im Küchenfenster hängt wieder die bunte Lichterkette und Heiligabend gibt es "natürlich" wieder Kartoffelsalat mit Würstchen. Trotzdem verändert sich das Fest.

Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch ein Fest der Rituale, das jedes Jahr gleich gefeiert wird – könnte man meinen. Aber im Laufe der Jahrzehnte hat sich Weihnachten ganz schön verändert, sagt der Bonner Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder: "Es hat sich transformiert, es hat sich modernisiert. Dabei ist unser Glauben an die Geburt Jesu Christi in den Hintergrund getreten, das soziale Miteinander, der Höhepunkt des Jahres, auch der Kommerz und der Konsum sind in den Vordergrund getreten."

Auch wenn es in der heutigen Gesellschaft schon fast peinlich sei, über den persönlichen Glauben zu sprechen – die religiösen Wurzeln des Weihnachtsfestes seien immer noch sehr wirkmächtig: Teilen, Schenken, anderen Gutes tun, das sei nach wie vor in. Und – so Hirschfelder weiter: "Ganz unabhängig davon, ob unsere Gesellschaft nun christlich oder besonders religiös ist, haben die Menschen ein Bedürfnis zu feiern, diese Tage jetzt rituell zu begehen, aus dem Alltag herausgehoben (…), um den Jahreslauf und damit auch den Lebenslauf überhaupt erfahrbar zu machen."

Rituale – auch und gerade zu Weihnachten – haben nach Ansicht der Familientherapeutin Michaela Herchenhan aber noch weitere Funktionen: "Rituale prägen seit Beginn der Menschheit das Zusammenleben von uns. Sie geben Sicherheit, sie sind Symbolhandlungen fürs Dazugehören, fürs
Abschiednehmen, für Neubeginn. Rituale bieten einen sicheren Rahmen für Beziehungen und Verhalten."

Weihnachten hat sich gewandelt, meint Gunther Hirschfelder. Es sei für viele Menschen heute weniger ein christliches Ereignis, sondern eher ein Familien- und Sozialevent. Trotzdem werde es nicht verschwinden: "Aus kulturwissenschaftlicher Sicht hat Weihnachten auf jeden Fall eine Zukunft. Aber genauso wie es sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten laufend verändert hat, wird es das auch in Zukunft tun."