Weihnachten feiern – mit oder ohne Smartphone?
Sonntag, 15.12.2019
Forscher der Uni Bonn haben herausgefunden: Ein durchschnittlicher Nutzer aktiviert sein Smartphone etwa 80 Mal pro Tag. Schnell ein Foto machen, Mails checken, spielen oder einen Post absetzen - es scheint, als wir könnten nicht mehr ohne.
Wie die Untersuchung mit Hilfe der App "Manthal" weiter ergab, betrug die tägliche Nutzungsdauer insgesamt rund drei Stunden. Mehr als die Hälfte der Zeit verbrachten die Nutzer bei Sozialen Netzwerken und mit Spielen. Telefoniert wurde im Schnitt nur acht Minuten. Eine britische Studie mit 2.000 Probanden zeigte, das die User pro Tag 221 Aufgaben per Smartphone erledigten. Nur 140 "Tasks" wurden dagegen per Laptop oder Tablet ausgeführt.
Die Zahlen zeigen, wie sehr wir das Smartphone in unseren Alltag integriert haben. Kein Wunder, denn mit diesem digitalen Begleiter haben wir sozusagen die Welt in der Hosentasche. Solange Akku und Netzverbindung halten, haben wir via Internet Zugriff auf das gesammelte Wissen der Menschheit. Dabei sind Smartphones nicht nur Kommunikationsmittel. Sie sind nach wie vor auch Statussymbol, Instrument zur Selbstinszenierung, Fotoalbum, Musikbox, Adressbuch und persönlicher Daten- und Erinnerungsspeicher.
Möglich wurde das durch gigantische Fortschritte in der Computertechnik in den vergangenen 50 Jahren. Graham Kendall, ein Professor für Computerwissenschaften an der Universität Nottingham, hat dazu einen Vergleich angestellt: Der Apollo Guidance Computer (AGC), der 1969 an Bord von Apollo 11 war und den Flug zum Mond unterstützte, arbeitete von der Rechenleistung her mit einem Prozessor mit 0,043 Mhz. Ein aktuelles iPhone Baujahr 2019 arbeitet Schätzungen zufolge dagegen mit 2.490 Mhz.
Auch beim Festspeicher schlägt das iPhone den Apollo-Computer um Längen, wie ein Bericht auf der Internetseite von pcgameshardware.de feststellt: "Der AGC konnte auf 72 Kibibyte ROM (Read Only Memory) zugreifen, was 589.824 Bits entspricht. Im Vergleich zu aktuellen Smartphones mit mittlerweile 512 Gigabyte oder sogar einem Terabyte internen Speicher ist das geradezu winzig. Zum Vergleich: 512 Gigabyte sind rund sieben Millionen mal mehr als die 72 Kibibyte des AGC."
Und was macht nun ein durchschnittlicher Nutzer mit diesem Wunderwerk der Technik? Er fotografiert sein Essen und lädt es bei Facebook hoch. Er inszeniert sich vor Baudenkmälern oder malerischen Landschaften, um damit bei Instagram zu punkten. Er vertrödelt seine Zeit bei Spielen wie Candy-Crush oder mit ausufernden WhatsApp-Dialogen, die in drei Minuten Telefonat schneller zu klären gewesen wären.
Es gibt nur noch wenige Orte, an denen wir gezwungen sind, auf den Gebrauch unseres Smartphones zu verzichten – zum Beispiel im Flieger auf dem Weg in den Urlaub oder auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Und selbst in diesen Fällen wird dem Verbot nicht immer auch Folge geleistet. Wie wäre es da, mal freiwillig zu verzichten? Zum Beispiel am Heiligen Abend? Einen Versuch wäre es wert. Und wenn das Handy schon mit muss in den Weihnachtsgottesdienst – dann bitte vorher auf "Flight Mode" umstellen. Das "Ping" der nächsten WhatsApp-Nachricht ist sicher nicht so wichtig wie die Weihnachtsbotschaft. Oder?