Weihnachten im Dienst für andere: Küster
Dienstag, 26.12.2017
Küsterinnen und Küster sind "Mädchen für alles": Sie sorgen dafür, dass das Glockengeläut funktioniert, schmücken den Kirchraum und halten Kirchen und Gemeindehäuser in Schuss. An Weihnachten sind sie besonders im Stress.
Nachdem die hauptamtliche Küsterin der Neuen Kirche in Wuppertal-Elberfeld erkrankt ist, hat Volker Kreft dieses Amt vertretungsweise übernommen. In der Gemeinde gibt es allein am Heiligen Abend vier Gottesdienste, erzählt er im Interview: "Der erste beginnt um 15 Uhr, der nächste beginnt um 16 Uhr 30 dann 18 Uhr 15 und dann 23 Uhr." Auch am 1. und am 2. Weihnachtstag ist Volker Kreft im Einsatz. "Glücklicherweise muss ich nicht ganz alleine arbeiten", sagt er: "Im Gottesdienst selber oder bei der Vorbereitung des Gottesdienstes wird mir geholfen von Mitgliedern des Presbyteriums. Das wäre anders auch gar nicht möglich."
So wie in Wuppertal bieten viele Gemeinden Am Heiligen Abend gleich mehrere Gottesdienste zu verschiedenen Zeiten an: nachmittags für Kinder und Familien, eine Christvesper am frühen Abend und manche auch noch eine Christmette zu fast mitternächtlicher Stunde. An den beiden folgenden Feiertagen stehen weitere Gottesdienste auf dem Programm. Und immer ist der Küster oder die Küsterin gefordert: Sie öffnen und verschließen die Kirchengebäude, legen Gesangbücher oder Liedblätter aus, räumen auf und schleppen Stühle. Außerdem sorgen sie für funktionierende Technik, frische Kerzen am Weihnachtsbaum und Blumenschmuck für den Altar.
Das Amt des Küsters oder der Küsterin (in anderen Landesteilen heißen sie auch Kirchenvogt, Kirchner, Kirchendiener oder Mesner) lässt sich keinesfalls nur auf Hausmeistertätigkeiten oder auf die eines Organisators reduzieren. Insbesondere durch ihre Tätigkeiten für den und im Gottesdienst haben sie Anteil am Verkündigungsauftrag der Kirche – so läuten sie etwa die Glocken, um zum Besuch des Gottesdienstes einzuladen, und sie sorgen dafür, dass Brot und Weinkelch für das Abendmahl bereit stehen oder dass das Taufbecken mit Wasser gefüllt ist. Auch achten sie auf die im Laufe eines Kirchenjahres immer wieder wechselnden liturgischen Farben und sorgen dafür, dass die entsprechenden Paramente (farbige Altardecken) aufgelegt werden.
Der Begriff "Küster" leitet sich ab vom lateinischen "custos", was übersetzt wird mit "Hüter" oder "Wächter". Die "custodes" hatten in den frühen christlichen Kirchen u.a. die Schlüsselgewalt und sorgten dafür, dass das Gotteshaus rechtzeitig geöffnet und geschlossen und die Gottesdienste pünktlich angekündigt wurden. Der Küsterdienst hat sich aus dem schon in der Bibel beschriebenen Diakonenamt entwickelt (s. Apostelgeschichte) und ist deshalb ein geistliches Amt.
Wie lange es diesen Berufsstand noch geben wird, ist ungewiss. Angesichts zurück gehender Finanzen tendieren immer mehr Kirchengemeinden dazu, sich von ihren hauptamtlichen Küstern zu trennen und sie durch ehrenamtliche Mitarbeiter zu ersetzen. Mehr Infos gibt es bei der Arbeitsgemeinschaft rheinischer Küsterinnen und Küster (www.arkk.de), bei der Evangelischen Küstervereinigung Westfalen-Lippe (www.kuester-westfalen.de) sowie beim Deutschen Evangelischen Küsterbund unter www.kuester.org .