Weihnachten in Indien
Mittwoch, 25.12.2019
Sie kommen von einem der ersten Orte, an dem das Christentum Fuß fasste: Indische Schwestern. Und auch dort feiern sie jetzt auch das Weihnachtsfest, erzählte uns Schwester Lissamma. Und dabei hat sie auch gleich ein indisches Weihnachtslied eingesungen.
INFO: Das Lebensumfeld von Schwester Lissamma Antony ist bunt. Im nordostindischen Bundesstaat Manipur leben viele unterschiedliche Völker, die sich in Kultur und Religion unterscheiden. Das bringt Lebendigkeit, aber auch Herausforderungen mit sich. Die Christen sind in der Minderheit. Zwei Drittel der Bevölkerung gehören zum Volk der Meitei, die mehrheitlich Hindus sind. Doch auch indigene Bergvölker nennen Manipur ihre Heimat. Zwischen manchen Volksgruppen kommt es zu Konflikten. Auch die verschiedenen Religionsgruppen geraten schon mal aneinander. „Baptisten etwa bleiben am liebsten unter sich“, sagt Antony. „Wenn jemand in ihrem Dorf zum katholischen Glauben konvertiert, üben die Baptisten oft einen so großen Druck aus, dass der Konvertit das Dorf verlassen muss.“ Frieden und Versöhnung zwischen den Menschen zu stiften sieht die 56-jährige Ordensfrau als eine ihrer Hauptaufgaben.
Schwester Annie Enchenatil widmet sich seit 2016 im nordostindischen Bundesstaat Manipur dem Kampf gegen Menschenhandel. Die 65-jährige Salesianerin und ausgebildete Krankenschwester stammt aus Kerala, war acht Jahre als „Touring Sister“ bei den Garo, einer indigenen Volksgruppe in Meghalaya, wo sie Menschen seelsorgerisch und medizinisch betreute. Später arbeitete sie als Sozialarbeiterin, Lehrerin und zwei Jahre als Krankenschwester in Syrien. Sie leitet seit zehn Jahren das Auxilium Reach Out, eine Initiative ihres Ordens, die sich besonders gegen den Menschenhandel auf den Plantagen richtet. Denn für den weltbekannten Tee aus Assam von den Plantagen im Nordosten Indiens, das größte zusammenhängende Anbaugebiet für Tee weltweit, nutzen Menschenhändler die verzweifelte Lage vieler armer Adivasi-Familien aus, die seit Generationen in den Teegärten als Teearbeiter leben und arbeiten. Die Schlepper täuschen die Eltern, verschleppen die Kinder.
Das will Schwester Annie Enchenatil nicht hinnehmen. Die 65-jährige Salesianerin leitet seit zehn Jahren das Auxilium Reach Out, eine Initiative ihres Ordens, die sich besonders gegen den Menschenhandel auf den Plantagen richtet. „Armut und Menschenhandel machen aus Gottes Kindern Sklaven“, sagt Schwester Annie. „All unsere Aktivitäten richten sich gegen dieses Übel.“ Besondere Hoffnung setzt Schwester Annie dabei in die Adivasi-Jugendlichen. Mit Hilfe des Bischöflichen Hilfswerks Missio in Aachen haben die Schwestern in den Dörfern jugendliche Multiplikatorengruppen gegründet, denen sie christliche Werte vermitteln, Berufsberatung anbieten und über die Gefahren von Drogenkonsum und Menschenhandel aufklären. Sie ermutigen die Jugendlichen, sich in ihrem Umfeld zu engagieren, um ihr Wissen unter Gleichaltrigen zu verbreiten, und nutzen dazu auch Straßentheater. In 65 Selbsthilfegruppen bringen die Salesianerinnen Teepflückerinnen lesen, schreiben und rechnen bei, damit sie für sich sprechen können.
Der Orden: Die „Congregation of Missionary Sisters of Mary Help of Christians“ (MSMHC) ist die erste einheimische Ordenskongregation in Nordost-Indien. Sie wurde am 24. Oktober 1942 in Guwahati, Assam, von Stephen Ferrando SDB, dem Bishof von Shillong gegründet. Die Kongregation hat sechs Provinzen in India und eine Niederlassung in Turin/Italien. Sitz der Ordensprovinzen sind Bangalore, Guwahati, Kolkata, Shillong, Tinsukia and Tezpur. Der salesianischen Gemeinschaft mit ihren 190 Zentren in Indien gehören mehr als 1.500 Schwestern aus 60 verschiedenen ethnischen Gruppen an. Internet: http://www.msmhc.org/