Weihnachtsgebäck: Süßes mit Symbolwert
Sonntag, 08.12.2024
Lebkuchen, Zimtsterne, Spekulatius, Christstollen und Aachener Printen haben nicht nur einen festen Platz in der Adventszeit, die süßen Kalorienbomben sind auch reich an Symbolik und spiegeln Traditionen wider, die oft bis ins Mittelalter zurückreichen.
Lebkuchen zum Beispiel gelten als Sinnbild für Wärme und Spiritualität. Das auch als Honigkuchen bekannte Gebäck hat eine lange Tradition. Bereits im antiken Ägypten wurden honigsüße Gebäcke für kultische Zwecke verwendet. Im Mittelalter entwickelten Klöster in Deutschland den heutigen Lebkuchen, oft mit exotischen Gewürzen wie Zimt, Nelken und Muskat, die nicht nur Geschmack, sondern auch symbolische Bedeutung hatten. Diese Gewürze galten als kostbar und wurden mit Luxus, Schutz und Heilung assoziiert. Lebkuchen werden häufig in Formen wie Sterne oder Herzen gepresst, die christliche Motive oder Symbole darstellten.
Auch die Zimtsterne, ein klassisches Weihnachtsgebäck aus Mandeln und Zimt, tragen eine tiefe Symbolik. Der Stern spielt in der Weihnachtsgeschichte eine zentrale Rolle als Zeichen der Führung und Hoffnung: Er leitet die Heiligen Drei Könige zur Krippe in Bethlehem. Der würzige Geschmack von Zimt, einem der wertvollsten Gewürze des Mittelalters, unterstreicht die festliche Bedeutung dieses Gebäcks. Zimtsterne erinnern somit an die spirituelle Dimension des Weihnachtsfests und an die Suche nach Licht in dunklen Zeiten.
Spekulatius wiederum sind so etwas wie essbare Bildergeschichten. Die reliefartigen Muster auf diesen Advents- und Weihnachtskeksen sind nicht nur dekorativ, sondern erzählen auch biblische Geschichten, insbesondere die Legenden rund um den heiligen Nikolaus. Es wird vermutet, dass das Wort Spekulatius vom lateinischen „speculator“ abstammt, was im kirchlichen Kontext übersetzt soviel bedeutet wie „Hüter“ oder „Aufseher“. Andererseits werden die Spekulatius auch oft mit dem lateinischen Wort „speculum“ (Spiegel) in Verbindung gebracht, da die Formen wie ein Spiegelbild wirken.
Ein weiteres Beispiel für die symbolische Bedeutung von Weihnachtsgebäck sind die traditionsreichen Aachener Printen. Ursprünglich als „Gebäck der Pilger“ bekannt, wurden sie in Aachen entwickelt, einer Stadt mit starker religiöser Tradition. Die Printen verdanken ihren Namen den Holzformen („Printe“), in denen sie geprägt wurden. Diese Formen zeigten oft christliche Symbole, Heilige oder weltliche Szenen. Printen wurden lange Zeit als nahrhafte Wegzehrung für Reisende und Pilger geschätzt und stehen heute für Beständigkeit und Tradition.
Der Christstollen, oft auch einfach Stollen genannt, gilt als eines der ältesten deutschen Weihnachtsgebäcke. Seine längliche, ovale Form und die mit Puderzucker bestäubte Oberfläche sollen das in Windeln gewickelte Christkind darstellen. Ursprünglich wurde der Stollen als Fastengebäck entwickelt, das nur aus Mehl, Hefe und Wasser bestand. Später, durch eine päpstliche Sondererlaubnis im 15. Jahrhundert, durften Butter und Milch hinzugefügt werden, was dem Stollen seinen reichhaltigen Geschmack verlieh. Die Zutaten wie Rosinen, Mandeln und kandierte Früchte symbolisieren Fülle, Freude und die Geschenke der Heiligen Drei Könige.
Ein zentrales Merkmal fast aller weihnachtlichen Backwaren sind die würzigen Zutaten wie Zimt, Nelken, Anis, Kardamom und Muskat. Im Mittelalter waren diese Gewürze außerordentlich teuer und wurden als „Waren aus dem Morgenland“ angesehen. Sie symbolisierten nicht nur Wohlstand, sondern auch die Verbindung zu den Geschenken der Heiligen Drei Könige, insbesondere Weihrauch und Myrrhe. Durch diese Gewürze wurde das Gebäck zu etwas Besonderem, das ausschließlich für festliche Anlässe wie Weihnachten reserviert war.