Weltkirche konkret: 50 Jahre Partnerschaft Anatuya

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 22.09.2024

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Von der niederrheinischen Tiefebene in die Weiten im Norden Argentiniens: Eine einzigartige Partnerschaft einer Gemeinde in Kranenburg mit der Heimat von Papst Franziskus zeigt: Die Weltkirche ist Wirklichkeit. Heute wird das 50-Jährige gefeiert.

INFO: Der Gegensatz könnte kaum größer sein. Das beschauliche Nütterden zwischen Kleve und Kranenburg, in der Nähe der holländischen Grenze am Niederrhein, zählt rund 3.000 Einwohner. Das arme Bistum Añatuya in Nordargentinien ist dagegen mit 68.000 Quadratkilometern so groß wie die Niederlande, Belgien und Luxemburg zusammen. Doch beide verbindet seit 50 Jahren eine enge Partnerschaft. Das Jubiläum der „Aktion Añatuya“ wird am Sonntag, 22. September, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche Nütterden mit einem Pontifikalamt gefeiert, das der emeritierte Weihbischof von Münster, Dieter Geerlings zelebrieren wird. Die musikalische Gestaltung übernimmt die Sing- und Spielschar Nütterden. Im Anschluss an den Gottesdienst ist eine Feierstunde im neuen Pfarrheim an der Schulstraße 2b in Nütterden. Unter anderem wirken daran Kinder der St.-Georg-Grundschule Nütterden und eine Sternsingergruppe der Ministranten mit.

50 Jahre Aktion Añatuya: Vor 50 Jahren kam Msgr. Georg Gottau, seit 1956 Provinzial der Redemptoristen in Argentinien und seit 1961 erster Bischof der Diözese Añatuya, zum ersten Mal in die Pfarrei am Niederrhein, um über sein Bistum zu predigen und um Spenden zu sammeln. Hier und in anderen Kirchengemeinden des Bistums Münster war der aus einer wolgadeutschen Familie stammende Seelsorger dann oft zu Gast. In seinem etwa 1.000 Kilometer nördlich der Hauptstadt Buenos Aires liegenden Bistum begann er seine Missionstätigkeit mit sieben Priestern und sieben Pfarreien. Mittlerweile wurden 23 Pfarreien gegründet, 234 Kirchen und Kapellen gebaut. 33 Priester, 20 Diözesanpriester und 13 Ordenspriester wirken in der Seelsorge, dazu 150 Ordensbrüder, -schwestern und Laienhelfer.

Weit über den Aufbau kirchlicher Strukturen hinaus entfaltete die Kirche eine intensive Arbeit für die Verbesserung der sozialen, humanitären und wirtschaftlichen Lebensverhältnisse der rund 120.000 Bewohner der Provinz Santiago del Estero, die oft in extremer Armut leben. Die subtropische Region ist äußerst trocken und wasserarm, viele Ortschaften leben hauptsächlich von Regenwasser, denn das Grundwasser ist durch vulkanische Einflüsse salpeterhaltig und arsenverseucht. Die Menschen sind gezwungen, weite Strecken zurückzulegen, um an schmutzigen Wassertümpeln ihr Trinkwasser zu holen. In der Regenzeit drohen große Überschwemmungen, machen viele Wege des riesigen und wenig erschlossenen Gebietes unpassierbar. Das Leben der Bevölkerung ist geprägt durch mangelnde Zukunftsperspektive, Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, durch Arbeitslosigkeit, Unterernährung, hohe Säuglingssterblichkeit, Abwanderung, parasitäre Erkrankungen und prekäre Gesundheitsversorgung.

Der Bischof begann mit dem Bau von Kanälen, Brunnen und Gesundheitszentren, förderte den Bau von einfachen Steinhäusern mit festem Dach, um eine von Parasiten in Lehmhütten übertragene Krankheit zu bekämpfen. In kleine Krankenstationen verteilten Ordensschwestern und Laienhelfer Medikamente an Erwachsene und Kinder, von neu gegründeten Genossenschaften und Kooperativen profitierten die Kleinbauern, die sich 1991 in der Union der Kleinbauern von Nord-Salado zusammenschlossen. Heute ist die Caritas ist mit Verteilerstellen, Gemeinschaftsküchen, Kleiderverteilerstellen und Werkstätten, mit Heimen für Waisenkinder, Alte und Behinderte in fast allen Pfarreien präsent. Es werden Produkte der Region gefördert, die Frauen ausgebildet und zahlreiche Bildungseinrichtungen entstanden: Grundschulen mit Kindergärten, Mittelschulen, Lehrerausbildungsseminare, eine Schule für lernbehinderte Kinder, Berufsschulen für handwerkliche und Gesundheitsberufe, landwirtschaftstechnische Schulen, 17 Studentenwohnheime oder Wohnstätten, aber auch Radiostationen mit Mittel- und Kurzwellenbereich.

Durch seine Verbindungen ins Ausland, besonders nach Deutschland, konnten diese Projekte nachhaltig gefördert werden. Auch die „Aktion Añatuya“ in der Pfarrgemeinde St. Antonius Abbas in Kranenburg konnte in viele konkrete Maßnahmen ermöglichen. Sie finanzierte den Bau großer Trinkwasser-Behälter und Zisternen, hilft bei der Finanzierung von Mittagessen für Kinder und sichert in Zusammenarbeit mit der „action medeor“ den Jahresbedarf an Medikamenten für das ganze Bistum. Patenschaften der Sternsinger und der St.-Georg-Grundschule in Nütterden engagieren sich für die Schulspeisung gleichaltriger Kinder in Südamerika. Im Jahr 2023 hat die Aktion so sechs Grundschulen, drei Berufsschulen, drei Pfarrgemeinden und ein Altenheim unterstützt. Dazu kam eine größere Zuwendung an den Bischof für spezielle caritative Aufgaben und eine weitere größere Einzelspende für Trinkwasserbehälter.

Über die seit 1996 bestehende „fundacion gottau wird das Vermächtnis des 1994 verstorbenen Gründerbischofs Gottau in der Entwicklung der Chaco-Region Santiagueño fortgesetzt. Papst Franziskus eröffnete 2010 als Kardinal von Buenos Aires den Seligsprechungsprozess, die römische Kongregation erkannte ihm den „heroischen Tugendgrad“ zu und Jorge Gottau wird heute als „Bischof der humanitären Entwicklung“ im Kampf gegen die extreme Armut verehrt.

„Aktion Añatuya“: Die seit 1974 bestehende Partnerschaft mit der ärmsten Region Argentiniens wird von der Katholischen Kirchengemeinde St. Antonius Abbas in Kranenburg-Nütterden getragen. Später schloss sich auch die Ortschaft Mehr der Aktion an, auf Kreisebene engagieren sich darüber hinaus Pfarreien und Gruppen in Straelen, Kellen und Kranenburg für Añatuya. Schirmherrin der Aktion ist Silke Gorißen, Landrätin des Kreises Kleve. Nach Bischof Georg Gottau, der jedes Jahr den Niederrhein besuchte, wurde in Nütterden eine Straße benannt.

Ansprechpartner: Nach 42 Jahren haben die Eheleute Werner und Elisabeth Stalder als Beauftragte der Aktion ihre Arbeit in jüngere Hände gelegt. Nachfolger ist Hans-Jürgen Jacobs, 47559 Kranenburg-Nütterden, Tel. 02826 / 7639, E-Mail: simondavid@t-online.de. Internet: http://www.anatuya.de/

Kontakt: Kath. Kirchengemeinde St. Antonius Abbas, Antoniusweg 3, 47559 Kranenburg, Tel. 02826 / 338, stantoniusabbas-kranenburg@bistum-muenster.de, Internet: https://www.antonius-kranenburg.de

Informationen: Weitere Informationen auf der Homepage und auf der Internetseite der „Aktion Añatuya“. Letzte Neuigkeiten: Jubiläum – 50 Jahre „Aktion Añatuya“ in Nütterden; Kontakt, Spenden: Spendenkonto Añatuya - IBAN: DE33 3245 0000 0005 6309 00 bei der Sparkasse Rhein-Maas, Spendenquittungen erteilt das Pfarramt in Nütterden.

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