Weltwassertag: Das nasse Element in der Bibel
Sonntag, 20.03.2022
An die herausragende Bedeutung des Wassers für die menschliche Existenz erinnert jedes Jahr am 22. März der "Weltwassertag" der Vereinten Nationen. Laut der UN ist der Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht, aber vielen ist er versperrt.
Das Kinderhilfswerk UNICEF stellte zum Weltwassertag 2021 fest: „2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. (…) Rund 785 Millionen Menschen haben noch nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser.“ Und weiter: „Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem wasserarm sind. Laut einer aktuellen Untersuchung von UNICEF leben weltweit mehr als 1,42 Milliarden Menschen in Gebieten mit insgesamt hoher oder extrem hoher Wasserunsicherheit, darunter 450 Millionen Kinder.“
Während in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern Wassermangel herrscht, schwelgen die meisten Industrienationen im Überfluss. In Deutschland verbraucht jeder Bundesbürger pro Tag im Schnitt 120 Liter Wasser. Das sind zwar 20 Liter weniger als noch vor 30 Jahren, doch nur ein kleiner Teil des Trinkwassers wird zum Kochen oder Trinken verwendet. Der weitaus größere Teil wird für Körperpflege und Toilettenspülung verbraucht.
Wer nur den Hahn aufdrehen muss, um sauberes Trinkwasser zu bekommen, vergisst leicht: Zwar sind zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Aber von den gesamten Wasservorräten, die es auf der Erde gibt, sind gerade einmal zweieinhalb Prozent Süßwasser, also wirklich trinkbar. Und nur 30% davon sind für den Menschen zugänglich – zum Beispiel in Form von Grundwasser. Der Rest – also etwa 70% des Süßwassers - ist tiefgefroren in Form von Eis und Schnee an den Polkappen bzw. im Gebirge.
In Deutschland wähnt man sich - was einen möglichen Wassermangel angeht - in Sicherheit. Doch die trügt, sagt Prof. Jay Famiglietti vom Global Institute for Water Security in der ARD-Doku "Bis zum letzten Tropfen": "Die meisten Regionen wissen gar nicht, wie viel Wasser sie eigentlich haben." Aktuelle Infos darüber liefert eine Satellitenstudie der NASA. Die Flugkörper zeichnen dabei auf, wie viel Grundwasser in der Erde steckt. Die Daten zeigen laut Prof. Famiglietti, dass es in der Region um Lüneburg, in Baden-Württember und in Bayern "ein hohes Maß an Wasserrückgang gibt. Der Wasserrückgang in Deutschland beträgt etwa zweieinhalb Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört es zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit."
Mehr Fakten zum Thema Wasser bietet auch eine Website der Unesco.
Wassergeschichten zuhauf hat die Bibel zu erzählen. Schon in den ersten Sätzen ist vom Wasser die Rede: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser ...“ – so schildert es die erste Schöpfungsgeschichte, das Buch Genesis. Bemerkenswert dabei: Das Wasser muss Gott nicht erst erschaffen. Es ist bereits „da“, als Urstoff sozusagen. Hier ähneln sich christlich-jüdische Traditionen und die Schöpfungsnarrative anderer Religionen – Wasser und Leben sind untrennbar verbunden.
Dem folgend wird auch Jesus Christus im übertragenen Sinn als „Quelle des Lebens“ gesehen. Im Johannes-Evangelium (Kap.4, Vers 13f) wird von einer Begegnung Jesu mit einer Frau aus Samarien berichtet. Er trifft sie an einem Brunnen, bittet sie um Wasser und sagt dann zu ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem lebendigen Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten“. Im 11. Kapitel benutzt Jesus ein ähnliches Wort, das klar macht, worum es hier geht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“
Dass Wasser allerdings auch eine zerstörerische Komponente hat, verschweigt die Bibel nicht. Bestes Beispiel hierfür ist die Geschichte von der Sintflut, die alles Leben auf der Erde auslöscht – mit Ausnahme der Arche Noah und ihrer menschlichen und tierischen Passagiere. Mit ihnen schließt Gott nach der Sintflut einen neuen Bund und verspricht: „Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (Genesis, Kap.8, Vers 21f).
Hier wandelt sich Gott, er lernt dazu: Er erkennt, dass sein Geschöpf (der Mensch) auch böse Seiten hat, die selbst er nicht ändern kann. Trotzdem hält er an seiner Liebe zu den Menschen fest und verabschiedet sich von der Idee, ihn und alles Lebendige zu vernichten, ihn durch Natur- oder andere Katastrophen zu bestrafen.
Die Dualität des Elements Wasser, seine guten wie bösen Eigenschaften, zeigen sich besonders in der Geschichte vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Angeführt von Moses gelangen sie ans „Schilfmeer“, doch ihre Verfolger, die Truppen des Pharao, sitzen ihnen im Nacken. Da lässt Gott ein Wunder geschehen und teilt das Meer, so dass sein Volk entkommen kann. Hinter ihnen lässt er die Wassermassen über den Köpfen der Verfolger zusammenschlagen, so dass sie vernichtet werden.