Weltwassertag: Südafrika fürchtet den "Day Zero"
Sonntag, 18.03.2018
Mit teils drastischen Sparmaßnahmen versucht die südafrikanische Regierung derzeit, einen "Day Zero" abzuwenden: Das Versiegen der öffentlichen Wasserversorgung. In der Millionenstadt Kapstadt müssen die Bewohner mit 50 Litern pro Tag und Kopf auskommen.
Der aktuelle Wassermangel habe verschiedene Gründe, sagt Uta Hergenröther, Länderreferentin für Südafrika bei der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt": "Ein Grund ist tatsächlich der Klimawandel. Und das andere ist ein hausgemachtes Problem in Südafrika, aber speziell in Kapstadt, weil die Infrastruktur für die Wasserversorgung mehr als schlecht ist: Es sind ungefähr 100 bis 140 Millionen Liter pro Tag, die durch Lecks in Leitungen verloren gehen."
Diese Verluste gepaart mit nur geringen Niederschlagsmengen haben zum Beispiel die Pegel in den Talsperren rund um Kapstadt dramatisch sinken lassen. Die Politik versucht gegenzusteuern und ruft die Bevölkerung zum Wassersparen auf. "Duschsongs" im Radio erinnern daran, nicht länger als zwei Minuten zu duschen und das Wasser dabei in Eimern aufzufangen, um es zu recyceln. Mancherorts wurden in den Schultoiletten die Wasserhähne abgeschraubt – statt die Hände zu waschen, werden Desinfektionstücher benutzt. Und Einweggeschirr soll helfen, Spülwasser zu sparen.
Die Lage hat sich zwar durch die Regenfälle der jüngsten Zeit etwas entspannt, doch das Thema Wassermangel dürfte Südafrika noch weiter verfolgen. Mit der dringend nötigen Reparatur der maroden Wasserleitungen allein ist das Problem nicht zu lösen, meint "Brot für die Welt"-Expertin Uta Hergenröther: "Es wir noch zu wenig darüber nachgedacht, wie auch Unternehmen und vor allen Dingen die industrielle Landwirtschaft auch mit in die Verantwortung gezogen werden kann. Es geht darum auch zu vermeiden, dass Wasser immer mehr privatisiert wird. Jeder Mensch hat das Recht auf Zugang zu Wasser, aber nicht auf die Kontrolle über Wasser."
Hier hat die Länderreferentin vor allem die Situation auf dem Lande vor Augen: "Viele der Großfarmer haben eigene Brunnen bzw. haben durch ihr Land auch Recht an dem daran vorbei fließenden Fluss zum Beispiel. (…) Farmarbeitende und Kleinfarmer sind sehr oft abhängig von diesen Großfarmern, die die Wasserquellen kontrollieren und da wird willkürlich abgestellt. Das heißt, man weiß als Familie morgens nicht, wie viel Wasser hab ich denn eigentlich zur Verfügung."
An die herausragende Bedeutung des Wassers für die menschliche Existenz erinnert jedes Jahr am 22. März der "Weltwassertag" der Vereinten Nationen. Laut der UN ist der Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht – doch genau den haben weltweit etwa 850 Millionen Menschen nicht. Während in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern Wassermangel herrscht, schwelgen die meisten Industrienationen im Überfluss. In Deutschland verbraucht jeder Bundesbürger pro Tag im Schnitt 120 Liter Wasser. Das sind zwar 20 Liter weniger als noch vor 30 Jahren, doch nur ein kleiner Teil des Trinkwassers wird zum Kochen oder Trinken verwendet. Der weitaus größere Teil wird für Körperpflege und Toilettenspülung verbraucht.
Wer nur den Hahn aufdrehen muss, um sauberes Trinkwasser zu bekommen, vergisst leicht: Von den gesamten Wasservorräten, die es auf der Erde gibt, sind gerade einmal zweieinhalb Prozent Süßwasser, also wirklich trinkbar. Und nur 30% davon sind für den Menschen zugänglich – zum Beispiel in Form von Grundwasser. Der Rest – also etwa 70% des Süßwassers - ist tiefgefroren in Form von Eis und Schnee an den Polkappen bzw. im Gebirge.