Wenn Kinder „heiraten“: Die Spielkirche in Bottrop
Sonntag, 20.09.2020
Kinder sind neugierig. Sie wollen die Welt entdecken, erobern und verstehen. Ältere Geschwister, die Eltern, gleichaltrige Freunde und schlaue Bücher helfen dabei. Etwas anderes sollte man aber auch nicht unterschätzen: Das Lernen durch Spielen.
Sich verkleiden und in andere Rollen schlüpfen – sei es „Cowboy und Indianer“ oder „Vater, Mutter, Kind“ – gehört für Kinder schon immer zur spielerischen Eroberung der Welt dazu. Eine aus Skandinavien kommende Idee zeigt: Auch kirchliche Traditionen und Rituale kann man Kindern spielerisch sehr gut vermitteln. Darauf setzt auch die Evangelische Martinskirche in Bottrop. Sie hat nach zweijähriger Planung und zusammen mit einem Innenarchitektur-Büro und einer örtlichen Tischlerei eine Spielkirche entwickelt, die seit September 2019 in der Gemeinde im Einsatz ist.
Die Spielkirche ist aus Holz gefertigt und sieht aus wie ein großer Schrank auf Rollen. Mit Türen und Fächern, einen Meter siebzig hoch und mit einem Dach oben drauf. Kinder im Alter von zwei bis etwa zehn Jahren können hier „Kirche spielen“, sich als Pfarrer verkleiden und zum Beispiel eine Hochzeit oder eine Taufe feiern, sagt Pastorin Lisa Krengel. Sie war sofort begeistert, als sie von dieser Idee hörte: „Ich hätte das gerne als Kind gehabt. Ich hätte gerne mal so einen Kindertalar gehabt, um da mal reinzuschlüpfen. Ich hab gerne Pfarrerin gespielt als Kind und hab mich da immer behelfsmäßig irgendwie ausgestattet.“
Die Bottroper Spielkirche ist dagegen tiptop ausgestattet: Auf der Vorderseite befindet sich ein kleiner Altar mit Kreuz, Bibel und einer Kerze - wie eine Mini-Ausgabe des echten Altars in der Kirche. An der einen Längsseite gibt es ein ausziehbares Taufbecken, an der anderen finden sich ein Abendmahlskelch und Holzoblaten sowie sämtliche Requisiten, die man für eine kirchliche Trauung braucht: Zylinder, Schleier, ein künstlicher Blumenstrauß, Brautschuhe und ein Kissen für die Ringe. Fotos von der Spielkirche gibt es hier.
Wenn Kinder die Spielkirche zum ersten Mal erkunden, ist Pastorin Lisa Krengel immer wieder begeistert, wie unbefangen sich die Kleinen kirchlichen Themen nähern und dass dieses Spielen auch Folgen für den Alltag hat - zum Beispiel für die Arbeit im Kindergarten: „Wenn man dort zum Beispiel das Thema Taufe mit denen behandelt und die auch selber tätig werden können, dann ist es auf einmal ein großes Thema - und zack, hatte ich mehrere Taufen in der Kindertagesstätte! Das ist für uns als Kirchengemeinde natürlich großartig, wenn wir auf diese Art und Weise Familien auch erreichen können.“