Wenn Martin Luther zur Familie gehört
Sonntag, 18.10.2015
Über 800 Millionen Menschen weltweit gehören einer protestantischen Kirche oder Gemeinschaft an, deren Wurzeln auf den Reformator Martin Luther zurückgehen. Eine Handvoll Menschen ist sogar mit ihm verwandt.
Christian Priesmeier aus Hameln zum Beispiel. Er ist ein direkter Nachfahre von Martin Luther in der 14. Generation und stammt von dessen Sohn Paul Luther ab. Damit ist Priesmeier einer von über 5.000 Menschen, deren Stammbaum sich bis zum Reformator und seinen Kindern zurückverfolgen lässt. In Deutschland haben sich rund 200 von ihnen im Verein der Lutheriden zusammengeschlossen, den derzeit Christian Priesmeier als Vorsitzender leitet.
Auf die Frage, wie es denn sei, einen so weltberühmten Vorfahren zu haben, erklärt Priesmeier: "Es ist sicherlich ein gewisser Stolz, der da mitschwingt. Aber ich fühle mich nicht als etwas Besonderes dabei, sondern bin ein ganz normaler Mensch und kann eigentlich nur auf die große Geschichte und auf das große Wirken zurückblicken, was Martin Luther selber also für uns hier gemacht hat."
Christian Priesmeier ist nicht nur Nachfahre des großen Reformators, er ist in gewisser Weise auch auf dessen Pfaden unterwegs, denn er ist Mitglied im evangelischen Kloster Amelungsborn im südlichen Niedersachsen. Auch Martin Luther war anfangs Mönch im Augustinerkloster in Erfurt. Dass einer seiner Nachkommen einen ähnlichen Weg einschlägt, dafür hätte Luther heute wohl wenig Verständnis, vermutet Christian Priesmeier: " Ich glaube, gerade wenn's um das Kloster geht, wird er sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen, weil gerade das Mönchstum ja für Luther etwas ganz böses war. Es war ja Teufelsbrut. Obwohl er selbst ja aus dem Augustiner-Eremitenkloster kam, war dieses mönchische Leben eigentlich nicht das, was er unter der Freiheit des Christentums verstanden hat."