Wer oder was ist eigentlich der Teufel?

von Caroline Peter

Sonntag, 01.11.2020

Gemälde zeigt, wie Jesus vom Teufel versucht wird
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In der 3. Versuchung Jesu sagt der Teufel zu ihm: "Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest."

Ein unheimliches Wesen mit fieser Fratze, Hörnern auf dem Kopf und Pferdefüßen – so stellen sich Menschen bis heute den „Fürsten der Hölle“ vor. Er wird Luzifer genannt, Satan oder ganz einfach „der Teufel“. Aber wer oder was ist das eigentlich?

Der evangelische Theologe Traugott Jähnichen, Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Uni Bochum, hat darauf eine klare Antwort: „Ich denke nicht, dass es eine Person ist. Es ist eher so etwas wie ein Geist – ein Geist, der Chaos stiftet. Der Teufel ist (...) der „Durcheinanderbringer“, wenn man das wörtlich übersetzen würde - das ist der, der versucht, Ordnungen und ein gutes Zusammenleben grundlegend zu zerstören.“

In diesem Sinne sieht Professor Jähnichen den Teufel auch heute noch am Werk: „Überall dort, wo es Strukturen gibt, aber auch Stimmungen, Gefühle von Menschen, die destruktiv wirken, die versuchen, Zusammenleben zu stören, da sind – ich würde es mal so sagen – dämonische Kräfte am Werk, und dafür gibt es in der christlichen Tradition das Sinnbild des Teufels.“ So verstanden ist der Teufel also keine Furcht einflößende Gestalt, sondern eher ein zerstörerischer Geist, der die ganze Atmosphäre eines Hauses oder eines Unternehmens vergiften kann.

In der Online-Enzyklopädie Wikipedia findet man zu dem Thema u.a. diese Beschreibung: „In der Tradition wird der Teufel als Urheber der Lügen und des Bösen in der Welt angesehen. Die biblische Offenbarung nennt ihn den »großen Drachen, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt«“ (Offenbarung Kapitel 12, Vers 9). Der Epheserbrief bezeichnet sein Wirken »Herrschaft jenes Geistes, der im Bereich der Lüfte regiert und jetzt noch in den Ungehorsamen wirksam ist« (Eph 2,2). (…) Ebenfalls im Neuen Testament wird Satan als Engel bezeichnet, der sich als Engel des Lichts ausgebe (2 Kor 11,14 EU), und als personifiziertes Geistwesen vorgestellt, das stets als Teufel agiere. So heißt es: »Wer die Sünde tut, stammt vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören.« (1 Joh 3,8).“

Wie die Evangelisten Matthäus und Lukas im Neuen Testament berichten, wurde Jesus selbst vom Teufel mehrfach in Versuchung geführt. Dies geschah, als sich Jesus für 40 Tage von seinen Jüngern trennte, um in der Wüste zu fasten. Er bekam Hunger, woraufhin ihm der Teufel erschien und ihn herausforderte: „Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, dass aus diesen Steinen Brot wird.“ Jesus antwortete darauf: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“

Daraufhin – so berichtet es die Bibel - führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten und sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“ Hier zitiert der Teufen selbst aus der Heiligen Schrift, kann Jesus aber damit nicht aufs Glatteis führen, denn der gibt zur Antwort: „Die Schrift sagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“

Auch einer dritten Versuchung kann Jesus schließlich widerstehen. Matthäus beschreibt die Szene im 4. Kapitel seines Evangelium so: „Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest. Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“

In seiner Faust-Tragödie hat Johann Wolfgang von Goethe dem Teufel in der Figur des Mephisto ein literarisches Denkmal gesetzt. In einer Szene lässt der Dichter ihn über sich selbst sagen: „Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit Recht; denn alles was entsteht / Ist werth daß es zu Grunde geht; / Drum besser wär’s daß nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / Mein eigentliches Element.“ Zur Figur Mephistos gehört aber auch, dass er selbst Teil der (göttlichen) Schöpfung ist: Ohne ihn – das Böse – gäbe es auch „das Gute“ nicht bzw. wäre nicht erkennbar. Sein eigentliches Ziel, die Zerstörung bzw. Verneinung der gesamten Schöpfung, kann Mephisto deshalb nicht erreichen, da er im Grunde von Gott gelenkt wird.

Sonntag, 01.11.2020