Wie der „Panik-Pastor“ seine Angst besiegte

Der 1965 in Hamburg geborene Martin Dreyer (Foto) ist evangelisch-freikirchlicher Theologe und erfolgreicher Buchautor. 1994 wählte ihn das evangelikale Nachrichtenmagazin ideaSpektrum zum „Christen des Jahres“. Schon damals kämpfte er mit Ängsten.

„Es fing an mit einem Herzrasen“, erzählt der 56jährige im Interview mit Sabine Langenbach für das NRW-Kirchenmagazin „Himmel & Erde“. „Dann hatte ich wahnsinnige Bauchschmerzen, musste sehr oft auf Toilette. Hatte einen wahnsinnig trockenen Mund und bekam sehr starke hektische Flecken am Hals bis in das Gesicht hinein.“ Besonders schlimm für Martin Dreyer: Die Panikattacken packten den Jugendpastor immer kurz vor einem Auftritt oder vor einer Predigt. Im Rückblick gesteht er ein: „Ich bin nicht offen mit dieser Panik umgegangen. Es war mir peinlich. Ich habe das niemanden erzählt.“

Dabei war und ist Martin Dreyer mit seinen Beschwerden nicht allein: Schätzungsweise 15 % aller Bundesbürger leiden unter irgendeiner Form von Ängsten und unter massiven Panikattacken, die vielen von ihnen das Leben zur Hölle machen. Die Symptome der Erkrankung sind vielfältig und reichen von Übelkeit, schwitzen und zittern bis hin zu Herzrasen. Martin Dreyer erinnert sich: „Diese Panik überkam mich förmlich und drohte auch die Kontrolle zu übernehmen – und das hat sie auch manchmal. Sie übermannt dich und du kannst nichts dagegen tun. Es kommen ganz surreale Gedanken in einem hoch, bis hin zu Todessehnsüchten. Und danach ist alles ganz plötzlich vorbei.“

Über viele Jahre versuchte Dreyer, die Fassade des engagierten und inspirierten Christen aufrecht zu erhalten: „Ich habe ja auch immer zu den Menschen gepredigt, dass der Glaube an Jesus alle Probleme nimmt.“ So sahen ihn auch seine Anhänger. Sie bewunderten ihn als Gründer der „Jesus Freaks“, als Autor der modernen „Volxbibel“ , und viele schätzten ihn auch als vielgefragten Redner. Doch irgendwann musste sich Dreyer eingestehen, dass das, was er bei seinen Auftritten immer wieder durchlitt, mehr als nur „Lampenfieber“ war. Er brauchte Hilfe: „Ich kann verraten, dass ich sehr viel ausprobiert habe: Medikamente, Therapie, Meditation, Seelsorge und auch Gebet.“

Den Weg aus der Angst zeigte ihm schließlich völlig unerwartet ein Pfarrer. Er riet Martin Dreyer, der Angst ganz bewusst ins Auge zu sehen. Das hat funktioniert und ebnete ihm den Weg in ein Leben ohne Panik. Mit wie viel Arbeit und auch Rückschlägen das verbunden war, schildert Martin Dreyer in seinem neuen Buch mit dem passenden Titel: „Panik-Pastor“. Der Musiker und Preisträger "Deutscher Musikautorenpreis", Daniel Benyamin, schreibt über das Buch: "Ein faszinierender und ehrlicher Einblick in eine fremde, seltsame Welt. Ich habe dieses Buch verschlungen und war in gleichen Teilen amüsiert, angewidert und schockiert. Das garantiert erste Buch über diese Lebensform und daher eine Empfehlung für alle, die auf unterhaltsame Weise ihren Horizont erweitern möchten."