Wie die Tanne zum Weihnachtsbaum wurde

von Felix Kästner

Dienstag, 26.12.2023

Weihnachten bei Familie Martin Luther - Bild von 1843
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"Martin Luther im Kreise seiner Familie zu Wittenberg am Christabend 1536" heißt dieser Stahlstich von 1843 von Carl August Schwerdgeburth. Doch ein Christbaum wird bei den Luthers damals noch nicht gestanden haben. (Foto: gemeinfrei/Wiki)

In der katholischen Kirche wird am 24.12. traditionell der Stammeltern des Menschengeschlechts gedacht: Adam und Eva. Für die szenische Darstellung des Paares im Paradies brauchte man für den Gottesdienst einen immergrünen Baum – also einen Nadelbaum.

Der wurde als „Paradiesbaum“ mit Äpfeln geschmückt, um den Sündenfall anschaulich machen können, bei dem Adam und Eva gegen Gottes Verbot verstießen, die Frucht vom Baum der Erkenntnis aßen und deshalb aus dem Garten Eden vertrieben wurden. Dieser „Paradiesbaum“ in den katholischen Kirchen kann als früher Vorläufer des späteren Weihnachts- oder Christbaums verstanden werden.

Auch vorchristliche Traditionen könnten eine Rolle spielen, heißt es auf der Internetseite waldwissen.net: „Damals verkörperten immergrüne Pflanzen wie Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe, Stechpalme, Mistel, Wacholder oder Efeu Lebenskraft, und das Grün gab im dunklen Winter Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings. Immergrüne Bäume und Zweige, ins Haus gebracht zur Zeit der Wintersonnenwende, galten als Sinnbild des Lebens und der Fruchtbarkeit. So begrünten bereits die Römer zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen.“

Im Mittelalter entwickelte sich der Brauch, zu bestimmten Anlässen ganze Bäume zu schmücken – zum Beispiel den Maibaum oder den Richtbaum, berichtet waldwissen.de weiter: „Die erste Erwähnung eines Weihnachtsbaums, der dem heutigen schon sehr nahekommt, stammt möglicherweise aus dem Jahr 1419. Die Bäcker von Freiburg im Breisgau sollen nach dieser unbelegten Angabe einen Baum mit allerlei Naschwerk, Früchten und Nüssen behängt haben, den die Kinder an Neujahr abernten durften. Zahlreiche gesicherte Quellen aus Ortschaften am Oberrhein berichten im 16. Jahrhundert vom Schmücken der Wohnstube mit grünen Tannenzweigen, den sogenannten »Weihnachtsmeien«. Das Elsass und die Gebiete auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins gelten deshalb als Wiege des Christbaums.“

Auf der Website katholisch.de heißt es dazu: „Älteste Belege für den Christbaum finden sich nördlich der Alpen, und zwar auf einem Kupferstich von Lukas Cranach dem Älteren aus dem Jahre 1509.“ Dazu passt, dass Martin Luther und andere Reformatoren den Christbaum im 16. Jahrhundert zum Weihnachtssymbol der Protestanten erklärten – auch um sich damit von der katholischen Weihnacht abzugrenzen, bei der lange Zeit die Krippe im Mittelpunkt stand.

Irgendwann im Laufe des 16. Jahrhunderts muss dann der Paradiesbaum aus den katholischen Kirchen seinen Weg „ins Freie“ gefunden haben. So heißt es bei waldwissen de: „Die frühesten Belege für einen geschmückten Tannenbaum im Inneren des Hauses stammen von 1570. In einer Zunftchronik der Stadt Bremen wird von einem kleinen Tannenbaum berichtet, der mit Datteln, Äpfeln, Nüssen, Brezeln und Papierblumen behängt und im Zunfthaus zur »allgemeyniglichen Freude« aufgestellt wurde. Anfang des 17. Jahrhunderts werden dann erstmals Weihnachtsbäume als gesellschafts- und familiengebundene Geschenkbäume urkundlich erwähnt, allerdings noch ohne Kerzen. So heißt es 1605 in einer Chronik: »Auff Weihenachten richtett man Dannenbäume zu Straßburg in den Stuben uff, daran hencket man Rosen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Äpfel, Oblaten, Zischgolt, Zucker, u.a.« Erste Weihnachtsbäume mit Lichtschmuck sind für den Hannoverschen Hof um 1660 belegt. Mit den Kerzen werden Weihnachtsfeiern im 17. und 18. Jahrhundert zunehmend zu häuslichen Familienfesten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich der lichtergeschmückte Nadelbaum endgültig als Weihnachtsbrauch durch, zunächst in reformierten, später auch in katholischen Familien.“

Dienstag, 26.12.2023