Witten: multireligiöser Chor im Aufbau
Sonntag, 19.01.2025
„Wo man singt, das lass Dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder“. Mit diesem Sprichwort im Hinterkopf plant der Wittener Presbyter Wolfram Obermanns ein spannendes Musikexperiment: Er will einen multireligiösen Chor auf die Beine stellen.
Dafür sucht Obermanns gerade Sängerinnen und Sänger, die Lust haben, gemeinsam muslimische, jüdische und christliche Lieder zu proben und aufzuführen: „Wir haben Christen, wir haben Muslime und wir haben auch jüdische Interessenten. Und das ist ne ´Sache, die mich in diesen Tagen geradezu überwältigt: Dass sich da noch Menschen aufmachen und sagen, an solchen Begegnungen habe ich Interesse. Das alleine ist ja schon ein Geschenk.“. Wer beim Chor mitwirken möchte kann sich per Mail melden bei wolfram.obermanns@online.de
Solche multireligiösen Chöre sind ein vergleichsweise neues Phänomen, das besonders in urbanen, multikulturellen Zentren Anklang findet. In Ländern mit einer hohen religiösen Vielfalt, wie den USA, Kanada, Großbritannien oder Deutschland, gibt es Initiativen, die solche Chöre fördern. In Deutschland beispielsweise gibt es Chöre, die im Kontext interreligiöser Dialogprojekte entstanden sind, oft unterstützt von Organisationen wie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) oder interkulturellen Zentren.
Alle multireligiösen Chöre haben das Ziel, eine inklusive Gemeinschaft zu schaffen, in der Menschen unabhängig von Religion, Ethnie oder Kultur zusammenkommen, um gemeinsam Stücke aus verschiedenen religiösen Traditionen (z. B. christliche Hymnen, jüdische Psalmen, islamische Naschids, hinduistische Bhajans) zu singen. Diese musikalische Zusammenarbeit fördert den Austausch zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften und kann so helfen, ein besseres Verständnis füreinander auf- und gleichzeitig Vorurteile abzubauen. Mehr unter https://trimum.de
Doch gerade ihre kulturelle und religiöse Vielfalt stellt solche Chöre auch vor besondere Herausforderungen: Die Lieder müssen so ausgewählt werden, dass sie alle Mitglieder respektieren und sich niemand ausgeschlossen fühlt. Auch könnten einige Mitglieder Schwierigkeiten haben, bestimmte Texte oder Melodien aus anderen Glaubensrichtungen mitzusingen. Und schließlich können auch noch logistische Probleme auftauchen: Unterschiedliche Feiertage, Fastenzeiten oder Gebetspflichten der Mitglieder können die Organisation von Proben und Auftritten beeinflussen.
Wo es gelingt, diese Hürden zu meistern, bieten multireligiöse Chöre aber eine kraftvolle Möglichkeit, über Musik Verbindungen zu schaffen, kulturelle und religiöse Unterschiede zu überbrücken und eine Botschaft von Einheit und Frieden in die Welt zu tragen. Erfolgreiche Beispiele sind u.a. der Schweizer „Chor der Nationen“ oder der „The Salaam-Shalom Choir“, ein professionelles Ensemble von jüdischen und arabischen Musikern.